In seinem Abschlussfilm an der Filmakademie Berlin porträtiert Calle Overweg fünf Kinder zwischen acht und dreizehn Jahren, die schon wissen, was sie einmal werden wollen. Sie wurden über Zeitungsannoncen und Aushänge an Schulen gefunden. In fünf geschlossen Sequenzen werden die Kinder vorgestellt. Daniel, der Steinesammler werden will, erzählt, warum sein leiblicher Vater nicht mehr kommen darf. In der kurzen Schilderung des sensiblen Kindes spürt man das Unverständnis, den Schrecken und die Trauer, die eine Scheidung hinterlassen kann. Tobias, dessen Berufswunsch Wrestling-Reporter ist, ist viel allein. Er schaut fern, spielt mit seinen Wrestling-Figuren. Da seine Mutter berufstätig ist, kommuniziert er hauptsächlich per Telefon mit ihr. Dennoch bewahrt sich der Junge einen gelassenen, selbstbewussten Witz, und man erlebt seine Familienbeziehung als warmherzig und vital. Jenny, die Pfarrerin werden möchte, wächst behütet in einer vom Glauben geprägten Harmonie auf. Mit ihrer besten Freundin streitet sie manchmal erbittert - was der Freundschaft keinen Abbruch tut. Henriette, die zukünftige Opernsängerin, hat ein volles Programm. Geigen-, Gesangs-, Klavier- und Chorunterricht bestimmen ihre Woche. Hier stellt sich die Frage, wessen Wille diesen engen Wochenplan dominiert - der der Mutter oder der des Kindes? Die intime Verstrickung zwischen Mutter und Tochter lässt eine einfache Antwort nicht zu. Ronny, der Rennfahrer werden möchte, kommt aus schwierigen Verhältnissen. Die Eltern sind geschieden und der Vater kümmert sich nur einmal pro Woche um den Sohn. Die Mutter erscheint gutmütig, doch aufgrund ihrer übertriebenen mütterlichen Gefühle wirkt sie erdrückend. Doch Ronny, der Unterstützung bei einem väterlichen Freund findet, verfolgt seinen Traum mit Begeisterung und erstaunlicher Professionalität. Fahren ist für ihn eine Glücksdroge. Und das meint wohl auch: Träume zu haben und sie zu verfolgen, gibt die Kraft, die man braucht, um die Dramen des Älterwerdens zu überstehen.
(arte)
gezeigt bei: Das kleine Fernsehspiel (D, 1963)
Cast & Crew
- Regie: Calle Overweg
- Drehbuch: Calle Overweg
- Kamera: Susanna Salonen, Calle Overweg