Bernd Neubauer, Professor der Neuen Deutschen Geschichte, will mit seiner Frau Lena ein Haus und mit seiner Freundin Melanie ein Kind. So verwickelt er sich im Sommer und Winter zwischen Berlin und der Ostsee in die alte Geschichte: Was macht ein Mann mit zwei Frauen? Oder besser: Was machen zwei Frauen mit einem Mann? Kann er, die Kellnerin Melanie umarmend, ein Anderer sein? Keine Karriere, keine Bücherwand im Rücken, keine Vergangenheit, nur sie und er und eine Liebe, die er noch nicht hatte? Kann er dafür die andere Liebe hingeben, das Gefühl, das ihn lange mit seiner Frau verbindet, die stillere Freude auf die Zeit, die noch kommt? Bernd Neubauer ist ein angenehmer Mann Mitte 40 - fünf, sechs Jahre spielt er mühelos weg. Aber die Anstrengungen, denen er sich zuversichtlich aussetzt, um zwei Adressen zu bedienen, bringen ihn in komische Lagen. Oder in verzweifelte. Es scheint, nicht der Professor leistet sich eine Kellnerin, sondern sie leistet sich ihn. Es scheint, er ist auch zu Hause entbehrlich. Zum Schluss haben Bernd und Lena ein Haus auf dem Land erworben, aber Else Maschke, die dort seit ihrer Kindheit wohnte, hat ihren Lebensabend verloren. Ein gnädiges Ende wird gebraucht, doch gibt es das? Zumindest eine Überraschung hält das Leben noch bereit. Von Wolfgang Kohlhaase geschriebener und von Andreas Kleinert inszenierter, herausragender Fernsehfilm aus dem Jahr 2009. Neben den Hauptdarstellern Stefan Kurt und Marie Bäumer glänzt Gudrun Ritter in der Rolle der Hausbesitzerin Else Maschke. Es ist eine Rolle mit nur wenigen Szenen, aber in diesen zeigt Gudrun Ritter eine so starke Schauspiel-Präsenz, dass im Zuschauer das Schicksal dieser alten Frau noch lange nachhallt. Die am 16.11.1936 im sächsischen Marienberg geborene Gudrun Ritter studierte von 1956 - 1959 an der Theaterhochschule "Hans Otto" in Leipzig und wurde nach dem Studium von Wolfgang Langhoff an das Deutsche Theater in Berlin geholt. Über vier Jahrzehnte blieb sie als Charakterdarstellerin der ersten Reihe dieser Bühne treu und arbeitete mit Wolfgang Heinz, Adolf Dresen, Alexander Lang, Thomas Langhoff und anderen renommierten Regisseuren. Sie war in den unterschiedlichsten Rollen zu sehen, etwa als Franziska in "Minna von Barnhelm", als Marie in "Clavigo" und als Königin Elisabeth in "Maria Stuart". Nach der Wende führte sie ihr Bühnenweg an das Berliner Ensemble zu Claus Peymann. Seit Mitte der 1960er Jahre war Gudrun Ritter auch in vielen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, darunter waren DEFA-Filme wie "Und nächstes Jahr am Balaton" (1980) und "Jadup und Boel" (1981/88), aber auch viele Folgen aus der Reihe "Polizeiruf 110". Auch hier bestand nach der Wende berufliche Kontinuität. Als eine ihrer wichtigsten Kinoproduktionen gilt der Film "Boxhagener Platz" aus dem Jahr 2010. Das rbb Fernsehen sendet diesen Fernsehfilm zu Ehren von Gudrun Ritter, die am 16. November ihren 85. Geburtstag feiert. Bereits am Vorabend ist im rbb Fernsehen um 23:45 Uhr der "Polizeiruf 110: Eine nette Person" aus dem Jahr 1983 zu sehen, in dem Gudrun Ritter die Hauptrolle spielt.
(rbb)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 28.08.2009 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Andreas Kleinert
- Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
- Produktion: Peter Hartwig, Cooky Ziesche, Ralf Biok, Kineo Filmproduktion Peter Hartwig
- Produktionsfirma: ARTE, Bayerischer Rundfunk
- Musik: Andreas Hoge
- Kamera: Johann Feindt
- Schnitt: Gisela Zick
- Maske: Peter Bour
- Regieassistenz: Claudia Beewen
- Ton: Martin Grube, Miroslav Babic, Jean-Marie Gilles, Andreas Walther
- Spezialeffekte: Michael Apling
- Stunts: Daniela Stein