Wie sehr hält das öffentliche Bild großer Künstler stand, wenn man die Familie befragt? Imogena Doderer begibt sich auf die Spuren ihres berühmten Vorfahren Heimito von Doderer. Die Großnichte befragt ihre Verwandten, von denen manche den Dichter noch persönlich erlebt haben. Die meisten kennen ihn aber nur aus Überlieferungen oder aus der Lektüre seiner Werke, in denen er sich auch immer wieder mit dem Thema Familie beschäftigt hat. Eigene Familienmitglieder hat er mehr oder weniger versteckt in seinen Romanen vorkommen lassen und notierte bissig dazu in sein Tagebuch: "Wer sich in Familie begibt, kommt darin um." Es entstand nicht nur ein spannendes Künstlerporträt, es prallen auch ganz unterschiedliche Ansichten von Onkeln, Tanten, Schwestern, Neffen aufeinander. So authentisch ist der rätselhafte Dichter noch nie erschienen. Der Film transportiert wie nebenbei ein farbenreiches Porträt mit neuen Details, etwa wie Heimito von Doderer es angestellt hat, in Bayern eine Ehefrau zu haben und in Wien eine Geliebte. Letztlich ist der Dokumentarfilm eine umfassende Hommage an das hochenergetische Wunder "Familie". Das Ende des Films ist berührend und fast versöhnlich - etwa, wenn die herrlich widerständige Matriarchin Maria durch einen kleinen Wald geht, dessen Bäume sie alle selbst gepflanzt hat - für jedes Doderer-Kind einen.
(3sat)
Länge: ca. 85 min.
Deutsche TV-Premiere: 29.10.2017 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Herbert Krill, Imogena Doderer
- Drehbuch: Herbert Krill, Imogena Doderer