01.11.2012
Deutsche TV-Premiere: 11.05.2014 (3sat)
FSK 12
Der Kabarettist, Komiker und Künstler Heino Jaeger (1938-1997) war schon zu Lebzeiten Kult. In Hamburg St. Pauli hatte er in den 1970er Jahren sein Biotop gefunden, und es als Radio-Unterhalter für den Saarländischen Rundfunk mit "Fragen Sie Dr. Jaeger" oder "Das aktuelle Jaegermagazin" zu einer erlesenen Fangemeinde gebracht, zu denen unter anderem Loriot, Olli Dittrich wie auch Hans Dieter Hüsch gehörten. In seinen Bildern verarbeitete Jaeger immer wieder die Schrecken Nazideutschlands, allerdings in offener Konfrontation zur 1968er-Generation, von der er sich in seiner Rolle als künstlerischer Outcast nie vereinnahmen ließ. Seine Vermeidung gesellschaftlicher Rahmungen ging mit einer fortschreitenden Alkoholsucht einher. Die letzten Lebensjahre verbrachte Heino Jaeger in einer psychiatrischen Klinik. 15 Jahre nach Jaegers Tod begibt sich der freischaffende Autor und Regisseur Gerd Kroske auf Spurensuche. Das mit der Goldenen Taube des Dokumentarfilmfestivals Leipzig ausgezeichnete Porträt "Heino Jaeger - Look Before you Kuck" ist mehr als eine Hommage an einen norddeutschen Sonderling. Mit Empathie und Emphase setzt Gerd Kroske auch ein bundesdeutsches Zeitmosaik zusammen, in dem er alte Weggefährten wie den Hamburger Publizisten Joska Pintschovius oder den ehemaligen Bordellbetreiber Wolli Köhler Anekdoten aus der Zeit erzählen lässt, und diese mit altem Videomaterial, Tonaufnahmen, Zeichnungen und Gemälden montiert. Noch heute wundert sich nicht nur die Halbwelt St. Paulis, wie Heino Jaeger es schaffte, in seinem so ostentativ verwahrlosten Keller-Atelier am Hamburger Hafen derart saubere und akkurate Zeichnungen anzufertigen. Im Stil eines surrealen Realismus gehalten, verwendete sie der Künstler nicht selten als Zahlungsmittel für durchzechte Nächte, auch wenn sich schon damals renommierte Galeristen dafür interessierten.
(3sat)
Cast & Crew
- Regie: Gerd Kroske
- Drehbuch: Gerd Kroske
- Produktion: Lisa M. Böttcher
- Musik: Klaus Janek
- Kamera: Susanne Schüle
- Schnitt: Karin Schöning