Romeo und Julia ohne Balkonszene? Eine Frau, die den Romeo singt? Vincenzo Bellinis 1830 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführte Oper "I Capuleti e i Montecchi" ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Tatsächlich hat das Libretto mit Shakespeare wenig gemeinsam, griff Felice Romani doch auf italienische Quellen zurück. So sind Romeo und Julia heimlich längst ein Paar, der Moment des zärtlichen Kennenlernens bereits Vergangenheit. Zielstrebig mündet die Handlung in die finale Katastrophe. Hier allerdings schenkte der junge Komponist seinem Publikum die vielleicht bewegendste Schlussszene im bisherigen Opernrepertoire: Romeo und Julia dürfen gemeinsam sterben. Dass Vincenzo Bellini aus Zeitnot einige Nummern aus seiner 1829 entstandenen Oper "Zaira" übernahm, ist dem Werk nicht anzumerken - die Oper ist wie aus einem Guss und begeisterte schon bei der Uraufführung mit ihren sehnsüchtigen, in eine andere Welt weisenden Kantilenen, den glutvollen Chören und dem farbigen Orchestersatz. Zur erfolgreichen Premiere trug der Umstand bei, dass Bellini mit Giuditta Grisi eine der bedeutendsten Mezzosopranistinnen seiner Zeit zur Verfügung stand. So war es nicht abwegig, den Romeo mit einer Frau zu besetzen - umso mehr, als die weibliche Stimme für die Gestaltung des liebenden jugendlichen Helden wie geschaffen schien. Die Inszenierung von Christof Loy wurde im Juni 2015 am Opernhaus Zürich für ARTE aufgezeichnet.
(arte)
Länge: ca. 139 min.
Deutsche TV-Premiere: 24.04.2016 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Michael Beyer
- Drehbuch: Felice Romani
- Musik: Vincenzo Bellini, Jürg Hämmerli, Fabio Luisi
- Szenenbild: Christian Schmidt, Christof Loy
- Choreographie: Thomas Wilhelm