Originalpremiere: 06.02.2004

FSK 6
Sei es in dem preisgekrönten Drama "Die Verlobung des Monsieur Hire", dem Historiendrama "Ridicule - Von der Lächerlichkeit des Scheins" oder dem tragikomischen Gangsterfilm "Das zweite Leben des Monsieur Manesquier" - In den Filmen von Patrice Leconte geht es immer wieder um höchst unterschiedliche Charaktere, deren Schicksale sich auf seltsamen Wegen kreuzen. So auch in der provokanten Liebesgeschichte "Intime Fremde": Sandrine Bonnaire verkörpert darin die unglückliche Anna, die sich auf dem Weg zu ihrem neuen Psychiater in der Tür irrt. Als sie versehentlich im falschen Büro landet, wird sie von dem schüchternern Steuerberater William (Fabrice Luchini) empfangen, dem die ahnungslose Anna die intimsten Details aus ihrem Ehe- und Sexualleben erzählt: So etwa, dass sie mit ihrem arbeitslosen Ehemann seit sechs Monaten keinen Sex mehr hatte. Außerdem gesteht sie dem völlig irritierten William, dass sie fürchtet, verrückt zu werden. Trotzdem bringt es William nicht übers Herz, Anna seine wahre Identität zu offenbaren. Erst bei ihrem dritten Treffen erfährt sie, wer William wirklich ist. Voller Zorn beschuldigt sie ihn, ihr Vertrauen missbraucht zu haben. Trotzdem kommt sie wieder! Anna will weiterreden, während William sich danach sehnt, mit ihr zusammen zu sein. Erst als die Gespräche der Sitzungen immer bizarrer werden, reagiert William misstrauisch. Er beginnt sich zu fragen, wer diese Frau wirklich ist, die von grotesken Unfällen und dominanten Ehemännern redet. Schwebt sie in Gefahr? Lügt sie? Oder spielt sie ein absurdes Spiel? Und was ist mit seinen eigenen Motiven? Glaubt er, Anna retten zu können? Aber wovor? Oder ist es nur der voyeuristische "Kick", der ihn reizt? In einer gelungenen Mischung aus Melodram, Thriller und Liebesgeschichte erzählt Patrice Leconte ("Ridicule - Von der Lächerlichkeit des Scheins") in "Intime Fremde" eine psychologisch ausgefeilte Geschichte um Lust, Liebe und Obsessionen, Lügen und Geheimnisse - meisterhaft inszeniertes und hervorragend gespieltes Autorenkino in bester französischer Tradition. Einmal mehr beweist Leconte dabei einen genauen Blick für die unterschiedlichsten Milieus und charakterliche Feinheiten. Im Wettbewerb der Berlinale 2004 wurde "Intime Fremde" von Kritik und Publikum begeistert aufgenommen. In den Hauptrollen brillieren Sandrine Bonnaire ("Die Farbe der Lüge") und Fabrice Luchini ("Männer und Frauen - Eine Gebrauchsanweisung").
(ARD)