In einem abgelegenen isländischen Kraftwerk versucht ein junger Journalist im Alleingang den Mord an seinem Vater aufzuklären. Mitreißend bis zur letzten Minute strickt der isländische Regisseur Björn Björnsson aus dieser schlichten Grundlage einen dichten, fein-ausgeklügelten Mystery-Thriller, der ihn sofort in die Oberliga spannender skandinavischer Filmemacher katapultiert. Dabei bedient sich Björnsson der atemberaubenden Landschaft Islands, die schon von Meisterregisseur Clint Eastwood für seinen Kriegsfilm "Letters from Iwo Jima" oder dem James-Bond-Klassiker "Stirb an einem anderen Tag" als perfekter Schauplatz spannungsgeladener Action entdeckt worden ist. Die Abgelegenheit im Eis und einige mysteriöse Vorkommnisse wecken dabei Erinnerungen an Stanley Kubricks Meisterwerk "Shining" und den aufwändig inszenierten Thriller "Akte X - Jenseits der Wahrheit". Der Journalist Baldur (Þröstur Leó Gunnarsson) erfährt die Identität seines Vaters erst, als von dessen Unfalltod in einem Zeitungsartikel seiner Kollegin Elín (Anita Briem) berichtet wird. Begierig, mehr über den Mann, der die Familie schon vor Baldurs Geburt verlassen hat, zu erfahren, stellt der Journalist Nachforschungen an und stößt auf Ungereimtheiten. Die Polizei geht bei dem tödlichen Sturz von einem Arbeitsunfall oder Selbstmord aus, doch verschwundene Überwachungsbänder und eine seltsame Wunde in der Brust des Opfers wecken in Baldur eher den Verdacht auf Mord. In einer Undercover-Aktion schleust er sich als Wachmann in das Kraftwerk ein, in dem sein Vater zu Tode gekommen ist, und versucht, über die Angestellten an Insider-Informationen zu gelangen. Doch die wortkargen Mitarbeiter sind nicht begeistert von dem Neuzugang, der nicht einmal aus ihrem Heimatdorf stammt. Schnell erfährt Baldur auch den Grund für ihre Distanziertheit: Sicherheitschef Pétur (Hjalti Rögnvaldsson) betreibt mit der Köchin Asta (Lilja Guðrún Þorvaldsdóttir), den beiden Wachmännern Karl (Helgi Björnsson) und Siggi (Tómas Lemarquis) einen illegalen Rentierfleischhandel. Die einzige Freundin findet der Undercover-Journalist in der hübschen Freyja (Elva Ósk Ólafsdóttir), die mit ihrer geisteskranken Mutter auf einem nahegelegenen Hof lebt. Zwischen den beiden bahnt sich eine Liebesbeziehung an, doch die düstere Vergangenheit der Dorfbewohner wirft schon bald einen Schatten auf das junge Glück: War es Baldurs Vater Tóti (Harald G. Haraldsson), der damals mit Misshandlung und Vergewaltigung den Geisteszustand von Freyjas Mutter verursacht hat? Welche dunklen Geheimnisse verbergen sich hinter der freundlichen Fassade des Sicherheitschefs Pétur? Wer ist die mysteriöse Gestalt auf dem Überwachungsvideo, die Baldurs Vater in den Tod gestoßen hat? Fragen über Fragen stellen sich dem Journalisten, als er immer tiefer in der Vergangenheit der Kleinstadtbewohner gräbt. Und je näher er an des Rätsels Lösung kommt, desto lebensbedrohlicher wird die Situation, in die er sich mit seinen Nachforschungen manövriert. Konsequent bis zum Schluss spielt Regisseur Björnsson mit Zuschauererwartungen und lässt durch überraschende Wendungen ständig neue Theoriegerüste in sich zusammenfallen. Großartige Bilder in kühlen Farben erschaffen einen düsteren Schauplatz und erinnern durch ihren Blaustich an visuelle Meisterwerke wie "Collateral" von Michael Mann. Zusammen mit originell inszenierten Verfolgungsjagden bilden sie das I-Tüpfelchen dieses aufregenden Thrillers, für den Björnsson zu Recht mit dem isländischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Bei einem so von Erfolg gekrönten ersten Spielfilm kann man mit Spannung seine zukünftigen Glanzstücke erwarten. Für die Besetzung wurden isländische Schauspieler gewählt, die schon öfter in international gefeierten Produktionen ihres Heimatlandes zusammen gespielt haben. Die beiden Hauptdarsteller Þröstur Leó Gunnarsson (Baldur) und Elva Ósk Ólafsdóttir (Freyja) standen schon gemeinsam mit Hollywoodgrößen wie Gerard Butler ("300", "Das Phantom der Oper") vor der Kamera, und Anita Briem (Elín) spielte gerade erst in der historischen Serie "Die Tudors - Mätresse des Königs" an der Seite von Jonathan Rhys Meyers ("Match Point", "Mission Impossible III") Jane Seymour, die dritte Ehefrau von König Henry VIII. Diese herausragende Besetzung schafft es, den Filmfiguren Glaubwürdigkeit und psychologische Tiefe zu verleihen, was den durchweg gelungenen Thriller auf wunderbare Weise abrundet. Sendelänge: 93 Minuten...
(ZDF)
Länge: ca. 95 min.
Original-Kinostart: 29.12.2006 (IS)
Deutsche TV-Premiere: 24.11.2008 (ZDF)
Cast & Crew
- Regie: Björn Br. Björnsson
- Drehbuch: Kristinn Thordarson
- Produktion: Magnús V. Sigurdsson, Kristinn Thordarson, Mogens Glad, Poul Erik Lindeborg, Vala Hrönn Viggósdóttir, Angel Films
- Produktionsfirma: Saga Film
- Musik: Veigar Margeirsson
- Kamera: Vídir Sigurdsson
- Schnitt: Sverrir Kristjánsson
- Regieassistenz: Garún Daníelsdóttir