Die amerikanischen Dokumentarfilmer Susan und Alan Raymond haben für ihren erschüt-ternden Dokumentarfilm „Kinder im Krieg - Kriegskinder“ vier der grausamsten Schlacht-felder der Welt aufgesucht. Sie befragten in Ir-land, Israel, Ruanda und Bosnien Kinder, die zwischen den Fronten der Erwachsenen um ih-re Kindheit gebracht werden, ohne zu verste-hen warum. Die Kinder müssen im
Überlebenskampf lernen, mit Angst, Terror, Schmerz und Verstümmelung umzugehen. In den vergangenen zehn Jahren sind zwei Millio-nen Kinder in den Kriegen dieser Welt gestor-ben, und die Überlebenden werden wahr-scheinlich ein Leben lang versuchen müssen, das zu verarbeiten, was sie durchmachen mussten. Das Grauen wird sie nicht so schnell verlassen. Die Kinder in Israel haben ein Leben ohne Krieg nie kennen gelernt. In Irland ist der Krieg zwar offiziell beendet, aber vom Frieden ist man weit entfernt. In Ruanda treffen Susan und Alan Raymond Kinder vom Stamm der Tutsi - Überlebende des Völker-mordes von 1994, und in Bosnien erzählen Sanel und ande-re Kinder vom jugoslawischen Bürgerkrieg. „Es ist schwierig, im Krieg zu leben. Man wartet auf den Moment, in dem man stirbt“, sagt Sanel, ein zwölfjähriger Bosnier aus Mostar. Ernst und gefasst schaut er in die Kamera, wenn er über die Grausamkeiten berichtet, die er in seinem kurzen Leben während des bosnischen Bür-gerkriegs erleben musste. Sanel hat einen Arm verloren - eine Granate explodierte in der Nacht direkt neben seinem Bett. „Eine Granate hat keine Augen“, versucht Sanel das Schreckliche zu rationalisieren. Manche Kinder werden beim Sprechen von ihren Gefühlen überwältigt, doch die meisten wirken abgeklärt, reif und klug - erwachsener als die Erwachse-nen, die Kriege anzetteln und führen. „Wenn man mit Kindern arbeitet, bekommt man gro-ßen Respekt vor ihnen. Kinder sind umwer-fend. Sie treffen eine Entscheidung, und die ist schwarz oder weiß. Sie mögen dich, oder sie mögen dich nicht. Sie sprechen mit dir, oder sie sprechen nicht mit dir“, schildert Susan Ra-ymond ihre Erfahrung mit Kindern. „Dem muss man sich stellen. Immerhin befragt man sie darüber, wie es war, als ihre Eltern starben, als sie bombardiert, beschossen oder verwundet wurden. Man fragt sie nach ihren schrecklichs-ten Erinnerungen.“ „Kinder im Krieg - Kriegs-kinder“ ist weniger ein Film über Kinder, als vielmehr ein Sprachrohr für Kin-der und ein bewegendes Plädoyer dafür, ihnen nicht auch noch die Zukunft zu rauben. Deshalb nehmen sich Susan und Alan Raymond als Filmema-cher bewusst zurück und lassen die Kinder zu Wort kommen. Dabei kam ihnen die große Er-fahrung, die sie in der Arbeit mit Kindern vor der Kamera haben, zugute. Für ihren Film „I am a Promise“ über Schulkinder in den Slums von Philadelphia bekamen sie 1993 den „Os-car“. Ihre Fernseh-Dokumentation „Children in War“ brachte den Produzenten, Autoren und Regisseuren Susan und Alan Raymond in der Kategorie „Out¬standing Non-Fiction-Special“ einen „Emmy“ ein. Alan Raymond formulierte in einem Interview Ziel und Impetus ihrer Ar-beit: „Zwischen uns und vielen anderen Doku-mentarfilmern besteht ein Unterschied: Wir glauben an die ursprüngliche Vorstellung, dass ein Dokumentarfilm ein bestimmtes Ziel haben muss, dass er die Menschen informieren und erziehen soll, dass er ihnen die Wahrheit über die Realität vor Augen führt, die ihnen nicht so bewusst ist. Ich weiß, für die meisten hört sich das altmodisch an. Aber wir glauben daran.“ Ihr Film „Kinder im Krieg - Kriegskinder“ ist ein überzeugender Beweis dafür, wie bewegend dieser „altmodische Weg“ sein kann, wie sehr er der Sache dient.
Überlebenskampf lernen, mit Angst, Terror, Schmerz und Verstümmelung umzugehen. In den vergangenen zehn Jahren sind zwei Millio-nen Kinder in den Kriegen dieser Welt gestor-ben, und die Überlebenden werden wahr-scheinlich ein Leben lang versuchen müssen, das zu verarbeiten, was sie durchmachen mussten. Das Grauen wird sie nicht so schnell verlassen. Die Kinder in Israel haben ein Leben ohne Krieg nie kennen gelernt. In Irland ist der Krieg zwar offiziell beendet, aber vom Frieden ist man weit entfernt. In Ruanda treffen Susan und Alan Raymond Kinder vom Stamm der Tutsi - Überlebende des Völker-mordes von 1994, und in Bosnien erzählen Sanel und ande-re Kinder vom jugoslawischen Bürgerkrieg. „Es ist schwierig, im Krieg zu leben. Man wartet auf den Moment, in dem man stirbt“, sagt Sanel, ein zwölfjähriger Bosnier aus Mostar. Ernst und gefasst schaut er in die Kamera, wenn er über die Grausamkeiten berichtet, die er in seinem kurzen Leben während des bosnischen Bür-gerkriegs erleben musste. Sanel hat einen Arm verloren - eine Granate explodierte in der Nacht direkt neben seinem Bett. „Eine Granate hat keine Augen“, versucht Sanel das Schreckliche zu rationalisieren. Manche Kinder werden beim Sprechen von ihren Gefühlen überwältigt, doch die meisten wirken abgeklärt, reif und klug - erwachsener als die Erwachse-nen, die Kriege anzetteln und führen. „Wenn man mit Kindern arbeitet, bekommt man gro-ßen Respekt vor ihnen. Kinder sind umwer-fend. Sie treffen eine Entscheidung, und die ist schwarz oder weiß. Sie mögen dich, oder sie mögen dich nicht. Sie sprechen mit dir, oder sie sprechen nicht mit dir“, schildert Susan Ra-ymond ihre Erfahrung mit Kindern. „Dem muss man sich stellen. Immerhin befragt man sie darüber, wie es war, als ihre Eltern starben, als sie bombardiert, beschossen oder verwundet wurden. Man fragt sie nach ihren schrecklichs-ten Erinnerungen.“ „Kinder im Krieg - Kriegs-kinder“ ist weniger ein Film über Kinder, als vielmehr ein Sprachrohr für Kin-der und ein bewegendes Plädoyer dafür, ihnen nicht auch noch die Zukunft zu rauben. Deshalb nehmen sich Susan und Alan Raymond als Filmema-cher bewusst zurück und lassen die Kinder zu Wort kommen. Dabei kam ihnen die große Er-fahrung, die sie in der Arbeit mit Kindern vor der Kamera haben, zugute. Für ihren Film „I am a Promise“ über Schulkinder in den Slums von Philadelphia bekamen sie 1993 den „Os-car“. Ihre Fernseh-Dokumentation „Children in War“ brachte den Produzenten, Autoren und Regisseuren Susan und Alan Raymond in der Kategorie „Out¬standing Non-Fiction-Special“ einen „Emmy“ ein. Alan Raymond formulierte in einem Interview Ziel und Impetus ihrer Ar-beit: „Zwischen uns und vielen anderen Doku-mentarfilmern besteht ein Unterschied: Wir glauben an die ursprüngliche Vorstellung, dass ein Dokumentarfilm ein bestimmtes Ziel haben muss, dass er die Menschen informieren und erziehen soll, dass er ihnen die Wahrheit über die Realität vor Augen führt, die ihnen nicht so bewusst ist. Ich weiß, für die meisten hört sich das altmodisch an. Aber wir glauben daran.“ Ihr Film „Kinder im Krieg - Kriegskinder“ ist ein überzeugender Beweis dafür, wie bewegend dieser „altmodische Weg“ sein kann, wie sehr er der Sache dient.
(HR)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 10.12.2000 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Alan Raymond, Susan Raymond
- Drehbuch: Alan Raymond, Susan Raymond