Kochen als Weltanschauung

Essen ist mehr als nur Nahrungsaufnahme, Kochen ist längst ideologisch besetzt. Und wie reagiert die Welt der Sterne-Küchen? Macht die Haute Cuisine den Wandel mit oder hat sie ihn immer schon angestoßen? Von der Kultur des Kochens berichtet Filmautorin Antje Harries. Vor fünfzig Jahren eröffnet in München das legendäre Sternelokal Tantris. Dessen Koch ist Eckart Witzigmann aus dem österreichischen Bad Gastein, der später zum ersten 3-Sternekoch in Deutschland avanciert, und dem vom Gault-Millau die Auszeichnung "Koch des Jahrhunderts" verliehen wird. Heute begleitet Eckart Witzigmann junge Köche als Patron. Das Filmteam trifft Eckart Witzigmann im Steirereck am Pogusch. Der rustikale Gasthof mit angegliedertem Bauernhof, artgerecht gehaltenen Schweinen und freilaufenden Hühnern gehört dem Sternekoch Heinz Reitbauer, Sohn eines einstigen Weggefährten von Witzigmann. Gemeinsam sprechen sie über lokale Produkte und die Kunst, beste Nahrungsmittel zu beschaffen. Als Kontrast begleitet das Filmteam eine passionierte Hobbyköchin, die Last und Lust täglichen Kochens reflektiert. Die international bekannte Food-Expertin Hanni Rützler fasst aktuelle Trends zusammen, die unsere Essensgewohnheiten heute bestimmen. In Wien besucht das Filmteam Paul Ivic in seinem vegetarischen Restaurant. Der Sternekoch besucht Gemüsebauern auf ihren Feldern. Über die Herkunft der Kartoffel reflektiert der Kulturhistoriker Peter Peter und die Kochbuchautorin und Food-Bloggerin Susanna Bingemer zeigt auf einem Münchner Friedhof, dass auch Superfood regional sein kann. Nachhaltigkeit ist das Gebot der gehobenen Küche. "Brutal regional" ist der neue Luxus in Gourmettempeln und globale Einflüsse beherrschen längst die Töpfe und Pfannen auf dem heimischen Herd. Bewusstes Essen ist eine kulinarische Weltanschauung geworden.