Die Uraufführung in Paris wenige Wochen zuvor hatte noch unter keinem guten Stern gestanden; das Leipziger Konzert, mit Camille Saint-Saëns als Solist, wurde dagegen zu einem überwältigenden Erfolg. Mit der überraschenden Solokadenz am Beginn des ersten Satzes, die wie eine Hommage an die Musik Johann Sebastian Bachs scheint, zeigte sich Saint-Saëns einmal mehr als äußerst origineller Komponist, der sich nicht von Konventionen und überkommenen Formen einengen lässt. Dazu war er ein überragender Pianist, und so verlangt das Konzert vom Interpreten geradezu übermenschliche Fertigkeiten. Wie Camille Saint-Saëns waren auch Max Reger, Gustav Mahler, Edward Elgar und Joachim Raff von der Musik Johann Sebastian Bachs begeistert. Und wie Saint-Saëns arbeiteten auch sie, mit Ausnahme von Elgar, mehrfach mit dem Gewandhausorchester. In dieser Zeit einer alle anderen Künste überragenden Musikkultur (und lange bevor die Idee eines "Originalklangs" geboren wurde) war es gang und gäbe, die Musik früherer Komponisten neu zu bearbeiten, auch die von Johann Sebastian Bach. So entstanden faszinierende Arrangements und Instrumentierungen, die, unter Ausnutzung sämtlicher Klangfarben des modernen Orchesters, die kontrapunktischen Verflechtungen der Originalwerke Bachs bis in ihre kleinsten Verzweigungen ganz neu beleuchten.
(arte)
Länge: ca. 42 min.
Deutsche TV-Premiere: 24.03.2024 (arte)