Deutsche TV-Premiere: 11.03.2010 (arte)
Ob Schneekugel, Sissi-Film, Schlagerschnulze oder Nippes-Figur - die Welt ist voll von Kitsch. Manche Menschen lieben ihn, andere dagegen verabscheuen ihn geradezu. Beim Thema Kitsch scheiden sich die Geister. Was ist Kitsch überhaupt? Schlechter Geschmack, sagen die einen. Balsam für die Seele, behaupten die anderen. Kitsch ist das Gegenteil von Kunst, urteilen die Bildungsbürger, doch spätestens seit zeitgenössische Künstler wie Jeff Koons den Kitsch entdeckt haben, ist der schlechte Geschmack salonfähig geworden. Die Kitschkultur blüht quer durch alle Sparten. Der röhrende Hirsch neben Picasso als ironisches Detail - das ist heutzutage durchaus akzeptiert. Quer durch Europa findet man Menschen, die ein besonderes Verhältnis zum Kitsch pflegen - von der missionierenden Kitsch-Fee "Miss Weltfrieden" über die Künstlerin Aline Kominsky-Crumb, die überbordende Kitsch-Altäre herstellt, bis hin zum Designer Matthias Aron Megyeri, der Sicherheitszäune mit niedlichen Häschen verziert und damit ein kritisches Statement zur Verkitschung der Alltagswelt liefert. Ob Kitsch nur die Sinne benebelt oder aber als eine Art Heilmittel fungiert, darüber gehen die Meinungen auch unter Experten auseinander. Fest steht nur, dass der Umgang mit Kitschelementen und die Rezeption des Kitsches sich in den vergangenen Jahren verändert hat. "Kitsch ist nicht mehr peinlich", konstatiert der Wiener Philosoph und Kitsch-Experte Konrad Liessmann.
(hr-fernsehen)