Istanbul in der Gegenwart. Die gefeierte bildende Künstlerin Ela (Defne Halman) entdeckt, dass ihr Ehemann Can (Hakan Çimenser), ein viel beschäftigter Architekt, sie betrügt. Weil zudem die gemeinsame Tochter ausgezogen ist und in Ankara studiert, gerät Ela in eine persönliche und künstlerische Krise. Die Gewissheiten ihrer sehr westlich orientierten, bürgerlichen Existenz werden erschüttert. Eine schlingernde Suche nach etwas Neuem beginnt - im Privaten wie in ihrer Kunst. Die Sehnsucht nach Veränderung steht dem Wunsch, sich nicht erschüttern zu lassen unvereinbar gegenüber. Ein privates, stilles Beben in einer Stadt, die sich andauernd auf "The big one", das große Erdbeben, vorbereitet. "Lifelong" beschreibt mit großer Klarheit und Präzision die privaten und künstlerischen Folgen einer Ehekrise. Dabei gelingt es der Regisseurin Aslí Özge, deren vorheriger Spielfilm "Men on the Bridge" bereits zahlreiche internationale Preise gewann, zugleich ein sehr konkretes Milieu und universelle Emotionen zu beschreiben. Es geht eben nicht nur um das Schwanken zwischen den bewahrenden Kräften der Familie und einem radikalen Neuanfang, sondern auch darum, was dieses private Beben für eine Künstlerin bedeutet. Und die konkrete Umgebung des Paares, die Istanbuler Kultur-Bourgeoisie mit ihren westlich-liberalen Werten, ist für den Film ein weiterer wichtiger Referenzpunkt. Man kann den Film auch als Parabel auf eine Gesellschaft lesen, die sich noch nicht zwischen Aufbruch und Beharrung entschieden hat.
(arte)
Länge: ca. 101 min.
Deutscher Kinostart: 22.05.2014
Internationaler Kinostart: 15.11.2013 (TR)
Deutsche TV-Premiere: 07.04.2016 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Asli Özge
- Drehbuch: Asli Özge
- Produktion: Nadir Operli, Tolke Palm
- Musik: Burak Özdemir
- Kamera: Emre Erkmen
- Schnitt: Natali Barrey, Asli Özge
- Regieassistenz: Murad Erdem
- Ton: Pepijn Aben, Marcel De Hoogd, Lars Ginzel, Mark Glynne, Daniel Iribarren
- Spezialeffekte: Nadir Mansouri