Nach sechzig Jahren kehrt Norman Salsitz alias Naftali Saleschuetz erstmals in seine südpolnische Heimatstadt Kolbuszowa zurück. Zusammen mit seiner Tochter und drei Enkeln wagt er die Konfrontation mit dem Ghetto, in dem sein Vater erschossen wurde. Gemeinsam mit ihnen sucht er das Konzentrationslager Belzec auf, in dem fast seine gesamte Familie ermordet wurde. Naftali erspart seiner Familie und sich aber auch nicht die Erinnerung an Ereignisse, die ihn schuldig werden ließen, weil er überleben wollte. Er hat ertragen müssen, dass ein Pole an seiner Stelle erschossen wurde, nachdem er sich selbst bei den Deutschen freigekauft hatte, und er hat einen Polen getötet, als er selbst im polnischen Untergrund getötet werden sollte. Bis heute sitzt tiefer Groll in Naftalis Herzen - Groll, weil Gott das große Morden im Krieg hat geschehen lassen, Groll, weil seine polnischen Landsleute ihre jüdischen Nachbarn nur selten versteckten. Es kommt fast einem Wunder gleich, dass er nach der Flucht aus dem Ghetto, im Wald versteckt, mit fünf weiteren Juden überlebte, während über hundert andere umkamen. Mag Naftali Saleschuetz auch Jude sein, so fühlt er sich seinem polnischen Vaterland bis heute eng verwandt. Schon sechzig Jahre lebt er in Amerika - doch wenn er von zu Hause träumt, sagt Naftali, träume er bis heute von Kolbuszowa, von Furcht und Hoffnung, von Grausamkeit und Mitgefühl, von Sehnsucht, Enttäuschung - und Liebe.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 85 min.
Cast & Crew
- Regie: Helga Hirsch
- Drehbuch: Helga Hirsch
- Produktion: Next Film, Clementina Hegewisch, Laurens Straub
- Produktionsfirma: rbb
- Musik: Jossif Gofenberg, Symcha Keller, Astrid Hengst, Theodor Hotze
- Kamera: Piotr Lenar, Albert Maysles
- Schnitt: Katarzyna Maciejko-Kowalczy, Ludmilla Korb-Mann