Vor über 100 Jahren suchten europäische Einwanderer ihr Glück in Argentinien; heute zieht es die junge Generation aus dem gleichen Grunde in die Gegenrichtung. Der Tango spiegelt die Nöte, Krisen, Sehnsüchte, Hoffnungen und Enttäuschungen der Menschen wider, die in Argentinien ihren Platz suchen. Im Mittelpunkt des Films stehen die junge Tänzerin Marcella Maiola und ihr Tanzlehrer Roberto Tonet. Ein ungleiches Paar: Marcella steht kurz vor ihrer Reise nach Europa. Sie will dort ihr Geld als Tänzerin verdienen. Roberto hat das alles schon hinter sich - einst tanzte er vor enthusiastischem Publikum auf den größten Bühnen der Welt. Nun steht er vor dem Nichts, denn er hat seine ganzen Ersparnisse im argentinischen Banken- und Währungswirrwarr verloren. In einem angesagten Tangoschuppen in Buenos Aires treffen sich die Tangueros allabendlich zum Tanz. Auch Marcella und Roberto sind oft hier anzutreffen - für Roberto ist der Tanz sein Lebenselixier. Ein All-Star-Orchester, das aus den besten Musikern des Landes besteht, spielt hier auf. In seinen Reihen musizieren nicht wenige Legenden des Tangos; einige sind reicher an Jahren als der Tänzer Roberto. In ihrer Musik erzählen sie von der Geschichte des Landes wie von den Qualen enttäuschter Liebe und unerfüllter Sehnsucht. Der Tango entstand vor über 100 Jahren in den Kaschemmen der Hafenstädte rund um den Rio de la Plata. Abertausende von Einwanderern kamen in den Schiffen aus Europa hier an, alle in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch diese Hoffnung wurde oft genug betrogen, nicht zuletzt dank einer desaströsen Einwanderungspolitik. Eine Rückfahrt konnten sich viele nicht leisten. So blieben den hier Angekommenen nur die Musik und der Tanz, sei es zum Zeitvertreib oder zum Trost der geschundenen Seele. Aus dem, was die europäischen Einwanderer an Musik mitbrachten, die sich mit afrikanischen und südamerikanischen Rhythmen verband, wurde der Tango. Seitdem sind viele Jahrzehnte vergangen; der Tango hat Höhen und Tiefen erlebt. Die Stimmungslage der Musik trifft heute wieder den Nerv der Zeit. Einmal mehr ist der Tango Zeitvertreib und Trost, aber auch eine Möglichkeit den Verhältnissen zu entkommen - finanziell oder mit einem Ticket nach Übersee, wo die Menschen darauf warten, den Tango aus erster Hand lernen und erleben zu können. Schließlich ist der Tango vor allem eines: eine Sprache, die man überall auf der Welt versteht.
(arte)
Länge: ca. 55 min.
Deutscher Kinostart: 08.12.2005
Deutsche TV-Premiere: 18.11.2006 (arte)
FSK 0
Cast & Crew
- Regie: Arne Birkenstock
- Drehbuch: Arne Birkenstock
- Produktion: Arne Birkenstock, Arne G. Birkenstock Thomas Springer Helmut Weber, Thomas Springer, Helmut G. Weber
- Musik: Luis Borda
- Kamera: Volker Noack, Volker Noack Sergio Gazzera Toni Hervida, Sergio Gazzera, Toni Hervida
- Schnitt: Felix Bach