Originalpremiere: 1986
28.01.1988
FSK 12
Marcel Blanc, Violinvirtuose, Weltenbummler und Frauenheld, trifft alle Jubeljahre seinen Studienfreund Pierre Belcroix, erster Geiger in einem kleineren Orchester. An diesem Abend im Juni 1926 ist Marcel in Pierres Einfamilienhaus in einem Pariser Vorort eingeladen, zum Abendessen. Hier lernt er Pierres Frau Romaine kennen, genannt "Maniche", eine "ganz ordentliche Pianistin", wie ihr Mann sagt. Romaine ist beeindruckt von dem Melancholiker und Schöngeist. Sie verabredet sich mit ihm zum Rendezvous und wird seine Geliebte. Aber Marcel muss zu einer Konzerttournee aufbrechen, nicht ohne ihr das feierliche Versprechen abzunehmen, bei seiner Rückkehr frei zu sein... Romaine will ihren Mann langsam vergiften. Aber Christiane, eine etwas verblühte Cousine, kommt dahinter. Romaine packen Gewissensbisse, und sie geht in die Seine. Pierre heiratet Christiane. Drei Jahre später trifft er Marcel wieder, der ihm versichert, dass nie etwas gewesen sei zwischen ihm und Romaine. Aber Pierre scheint nicht ganz überzeugt... Ein (fast) Vier-Personenstück des französischen Bühnenautors Henry Bernstein, kongenial verfilmt von Alain Resnais, ein Spezialist in der ironischen Adaption von Boulevardstücken für die Leinwand ("Smoking" und "No Smoking"). Ironisch schon allein der Titel, aber wie im wirklichen Melodram geht auch hier ein Mensch an der Gesellschaft zu Grunde. Eine Frau, wie so oft, weil sie "die Situation" nicht aushält, weil sie zerrieben wird zwischen außerehelicher Leidenschaft und ehelicher Zuneigung. "Eifersucht und Betrügereien unter Männern über den Tod des weiblichen Opfers hinaus - ein subtiles Gedankenspiel boulevardesker Erotik", befand Filmkritiker Wolfram Schütte (Katalog Forum des Jungen Films) "Melo" ist ein Meisterwerk der Inszenierung und eines der Schauspielkunst. Brillant in Sprache und Spiel und dabei todkomisch: das Resnaische Trio Azéma/Arditi/Dussollier, hier erweitert um Fanny Ardant.
(arte)