Eine neue Stadt, ein neues Haus, es könnte ein glücklicher Moment sein im Leben einer Kleinfamilie. Die Ärztin Nina hat ein Paar Tage Urlaub genommen. Hausmann Frieder legt Fliesen. Tochter Charlotte spielt in ihrem neuen Kinderzimmer. Doch Nina steht entfremdet in den halbleeren Räumen und lässt ihre Familie ohne Nachricht zurück. Sie besucht ihren Bruder im Ferienhaus der Eltern, streift ziellos durch eine surreale Mittelgebirgslandschaft und landet bei einem alternden Tennis-Star in einem Sporthotel, einem Beton-Ufo aus einer anderen Zeit. Ninas Ausbruchsversuch gipfelt nicht in existenzialistischer Revolte, sondern in der flüchtigen Begegnung zweier Menschen, die sich nicht mehr heimisch fühlen in ihrer Welt. Wie eine Schlafwandlerin kehrt sie Schritt für Schritt zu ihrer Familie zurück. Am Montag kommen die Fenster tatsächlich - aber die falschen. Das ist keine Tragödie. Nichts ist eine Tragödie im Leben von Nina und Frieder, nicht mal Frieders hilflose Flucht ins Bett einer Exfreundin. Die Tragödie ist, dass Nina dies durchschaut, aber so wenig daraus ausbrechen kann wie ein Fisch aus dem Trockenen. - Ulrich Köhlers zweiter Spielfilm erzählt von der Orientierungslosigkeit der Mittelklasse. Er verfolgt das Thema seines Debüts "Bungalow" weiter: Isabelle Menkes Nina ist gleichsam die große Schwester des spätpubertären Deserteurs Paul, der sich in passiver Auflehnung von der Truppe entfernt hatte. Doch was für Paul noch ein wenig verbindliches Spiel war, hat für Ninas Generation eine andere Tragweite. Ihr Dilemma entfaltet sich in radikaler Offenheit, frei von psychologisierendem Erklären. Die langen, schwebenden Bilder des Kameramanns Patrick Orth ziehen hinein in eine befremdende, unheimlich gewordene Welt, die doch erschreckend vertraut ist. "Montag kommen die Fenster" hatte seine Premiere im Internationalen Forum des Jungen Films der Berlinale 2006 und lief anschließend auf fast dreißig Festivals weltweit, unter anderem in Buenos Aires, Montreal, Kalkutta, Thessaloniki und Karlovy Vary. "Montag kommen die Fenster" wurde gefördert durch: Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturelle Filmförderung des Landes Hessen, Hessischer Rundfunk Filmförderung, Kuratorium junger deutscher Film, Filmförderung Hamburg GmbH, Filmförderungsanstalt, Developed with the support of the MEDIA Programme of the European Community.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 26.10.2006
gezeigt bei: Das kleine Fernsehspiel (D, 1963)
Cast & Crew
- Regie: Ulrich Köhler
- Drehbuch: Ulrich Köhler
- Produktion: Ö-Filmprod., Katrin Schlösser
- Produktionsfirma: ZDF
- Kamera: Patrick Orth
- Schnitt: Kathrine Granlund