Gorkijs "Nachtasyl" gilt seit Stanislawski und Max Reinhardt als traurigschönes Elendspanorama und psychologisches Milieustück. Jürgen Gosch bricht in der Kölner Aufführung radikal mit dem Illusionstheater und löst die vier Akte auf in wechselnde Situationen, die unmerklich ineinander übergehen. Eine Gruppe gestrandeter Leute stolpert da durcheinander, zankt sich, schnorrt einige Kopeken, säuft, gibt an mit ihren Erinnerungen und Illusionen. Da sind der Schlosser und seine todkranke Frau, da ist das Straßenmädchen Nastja und die Pastetenverkäuferin Kvasnja, da sind der Mützenmacher Bubnov, daneben der kleine Ganove Vasja Pepel. Herrscherin in diesem finsteren Reich ist Vasilisa, die Frau des Herbergsvaters. Mit klirrendem Schlüsselbund und kaltem Egoismus führt sie hier ein scharfes Regiment. Sie kämpft um ihren Liebhaber, den jungen Vasja, der sich ihrer jüngeren Schwester Natasa zuwendet. Deshalb hetzt Vasilisa ihren alten Ehemann Kostylev, der hier der Herbergsvater und ein polternder Haustyrann im Schlafrock ist, gegen das Mädchen. Er verbrüht Natasa die Beine mit kochendem Wasser und wird deshalb von Vasja erwürgt. Die Beteiligten verschwinden in Polizeihaft, doch der Nachfolger steht schon bereit. Vasilisas Bruder zieht seine Polizistenuniform aus und wird Herbergsvater. Ein kesses Flittchen wird ihn und alle anderen im Asyl kommandieren. Nichts hat sich geändert.
(ZDFtheaterkanal)
Länge: ca. 145 min.
Deutsche TV-Premiere: 01.05.2009 (ZDFtheaterkanal)
Cast & Crew
- Regie: Jürgen Gosch