Aus Liebe verdingt sich ein Bildjournalist als Pornofilmer, um einer erfolglosen Schauspielerin zu einer Karriere zu verhelfen. Andrzej Zulawskis Film ist eine Mischung aus Psychogramm und Melodram. Romy Schneider erhielt für ihre Darstellung den französischen Filmpreis César. Die erfolglose Schauspielerin Nadine Chevalier hält sich mit Rollen in Softpornos über Wasser. Bei einem Dreh lernt sie den Fotografen Servais Mont kennen. Nadine fühlt sich zu ihm hingezogen, kann sich aber nicht von ihrem manisch-depressiven Mann Jacques lösen. Auch Servais hat sich in Nadine verliebt, will aber nicht nur eine Affäre mit ihr. Er verschafft ihr eine Rolle in einer Theaterinszenierung, indem er die Produktion selbst finanziert. Dafür leiht er sich Geld bei einem Mafioso, doch das Stück wird von den Kritikern verrissen. Als Servais auch Jacques finanziell unterstützen will, verzweifelt dieser am Mitleid seines Nebenbuhlers und seiner eigenen Unfähigkeit, mit Nadines Liebe umzugehen. Der Mafioso verlangt sein Geld von Servais zurück, und obwohl er es bezahlen kann, wird Servais zusammengeschlagen. Nadine findet ihn schwer verletzt in seiner Wohnung. In Andrzej Zulawskis Adaption des Romans "La nuit americaine" geht es um eine unglückliche Dreiecksbeziehung. Der Film zeigt die erfolglose Suche der Figuren nach Liebe und Nähe. Es entwickelt sich ein kompliziertes Netz von Beziehungen, die aber alle daran gehindert werden, zu einem guten Ende zu kommen. Die unruhigen, beinahe rauschhaften Bilder zeigen Sex, Gewalt und Tod auf der Schattenseite des Showbusiness. Der Film vermeidet Rührseligkeiten und Klischees und lebt von der Kraft der Hauptdarsteller, vor allem dem intensiven Spiel Romy Schneiders.
(3sat)
"Nachtblende" ist ein schwarzes Meisterwerk über eine vereinsamte Protagonistin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Liebe. Regisseur Zulawski greift nicht auf gewohnte Klischees zurück, statt einer freundlichen, heiteren Liebesgeschichte bekommt der Zuschauer einen verunsichernden, düsteren Thriller über menschliche Leidenschaften und Abgründe geboten, eine Welt, in der die schicksalhaften Hauptfiguren ohne Glück in eine düstere Zukunft blicken. Zur Entstehungszeit des Films, in den 70er Jahren, ist Romy Schneider eine der wichtigsten Schauspielerinnen des französischen Films das französische Publikum feiert sie frenetisch. Der Film "Nachtblende" (1974) - eine Mischung aus Psychogramm und Melodram, das auch komische Elemente nicht ausklammert - ruft bei der Uraufführung in Paris heftige Reaktionen hervor, die von großer Begeisterung bis zu totaler Ablehnung reichen. Die kontroverse Diskussion um den Film lässt in den ersten zehn Wochen bereits über 400.000 Zuschauer in die Kinos laufen. Die deutsche Presse verreißt den Film gnadenlos und bezeichnet ihn als "Werk der aufgewühlten, schrillen und schwülen Exaltationen, das so tut, als käme es direkt aus Fausts Laboratorium". Das hält die Kritik allerdings nicht davon ab, Romys Darstellung der Nadine Chevalier als ihre beste schauspielerische Leistung zu würdigen. "Nachtblende" ist Schneiders einziger Film mit dem Skandalregisseur Zulawski. Trotzdem scheinen die beiden mit ihrem Drang zur Perfektion, ihrer geradezu besessenen Arbeitsweise wie für einander bestimmt. Am Set kommt es zu wilden Auseinandersetzungen zwischen dem Regisseur und Romy Schneider. Romy sagt später: "Ich brauche eine Herausforderung wie Zulawski". Für die begnadete Schauspielerin sind die 70er Jahre zu Recht das Jahrzehnt, in dem sie mit Filmpreisen überhäuft wird. Für ihren überzeugenden Auftritt in "Nachtblende" erhält sie 1975 den César als beste Darstellerin des Jahres. Ihre schauspielerische Leistung in "Eine einfache Geschichte" (1979) wird ebenfalls mit einem César gewürdigt. 1977 erhält sie den Bundesfilmpreis "Filmband in Gold" für "Gruppenbild mit Dame".
(ORF)
Länge: ca. 109 min.
Deutscher Kinostart: 21.02.1975
Internationaler Kinostart: 12.02.1975
FSK 18
Cast & Crew
- Regie: Andrzej Żuławski
- Drehbuch: Andrzej Żuławski, Christopher Frank, Christopher Frank Andrzej Żuławski
- Produktion: Albina du Boisrouvray
- Musik: Georges Delerue
- Kamera: Ricardo Aronovich
- Schnitt: Christiane Lack