Kurz nach 21 Uhr am 30. Januar 1945, rund 60 Kilometer vor der Pommerschen Küste. Der sowjetische Kommandant, Alexander Marinesko, nimmt in seinem U-Boot S-13 einen gewaltigen Truppentransporter durch sein Periskop ins Fadenkreuz. Er hält das abgeblendet und in Begleitung des Torpedobootes T-36 fahrende Schiff für ein Kriegsschiff, das eilig Soldaten aus Ostpreußen vor der Roten Armee über die Ostsee retten will. Tatsächlich handelt es sich um das Lazarett- und Flüchtlingsschiff "Wilhelm Gustloff". Etwa ein halbe Stunde nach seiner Entdeckung lässt Marinesko Torpedos auf die Gustloff abschießen. Das Schiff sinkt und reißt mehr als 10.000 Menschen in den Tod. Der Untergang der "Wilhelm Gustloff" ist die erste von drei Schiffstragödien, die sich in den ersten Monaten des Jahres 1945 auf der Ostsee ereigneten. Im Februar '45 wird die "Steuben" versenkt und nur zwei Monate später, am 16. April '45 der Frachter "Goya". Insgesamt verlieren mehr als 20.000 Menschen bei diesen Tragödien ihr Leben. Alle drei Schiffe hatten Flüchtlinge und verwundete Soldaten an Bord und sie alle wurden von sowjetischen Torpedos versenkt. Sie waren Teil des "Unternehmens Rettung". Nachdem die Rote Armee im Januar 1945 Ostpreußen eingekesselt und somit den Landweg nach Westen abgeschnitten hatte, blieb den Millionen Menschen, die sich auf der Flucht befanden, nichts anderes übrig, als auf dem Seeweg in Sicherheit zu gelangen. Zu diesem Zweck hatte die deutsche Kriegsmarine jedes verfügbare Schiff in die Ostsee entsandt. Die große Flucht über die Ostsee war die Folge eines Krieges, der von deutschem Boden ausging. Insgesamt 1.081 Schiffe beteiligten sich in den Jahren 1944/45 an der "Rettungsaktion Ostsee". Zweieinhalb Millionen Menschen konnten in dieser Zeit über die Ostsee flüchten, doch kam es immer wieder zu katastrophalen Zwischenfällen, so eben auch zum Untergang der "Gustloff", der "Steuben" und der "Goya".
(MDR)
Länge: ca. 65 min.