Deutsche TV-Premiere: 16.09.2014 (3sat)
Marina hat alles: einen wohlhabenden, liebevollen Mann, einen guten Job, Freunde, eine Wohnung im Stadtzentrum, ja sogar eine kleine Datsche. All das ist schlagartig unwichtig, als sie eines Abends von einer Gruppe Polizisten entführt wird und einer von ihnen sie in einem abgelegenen Waldstück brutal vergewaltigt. Verletzt und erniedrigt will Marina Rache nehmen und kehrt Tag für Tag dorthin zurück, wo die Polizisten sie aufgegriffen hatten. Schließlich findet sie Andrey, ihren Vergewaltiger, in einer Spelunke und folgt ihm. Was zunächst als Rachefeldzug gegen den Mann, der sie auf so abscheuliche Weise demütigte und degradierte, geplant ist, nimmt eine ungeahnte Wendung: Statt Andrey zu verletzen oder gar zu töten, verführt sie ihn. Es entspinnt sich eine Affäre zwischen den beiden, und Marina taucht ein in sein Leben, sein Milieu und eine Vergangenheit, geprägt von Gewalt, Repression und Enttäuschung. "Porträt in der Dämmerung" ist eine exemplarische Sozialstudie auf das Zweiklassensystem der russischen Gesellschaft, in der die Kluft zwischen Reich und Arm immer tiefer zu werden droht und damit auch die gegenseitige Verständigung immer größere Hindernisse zu überwinden hat. Zusammen mit der Hauptdarstellerin Olga Dychowitschnaja zeichnet die Regisseurin Angelina Nikonova das Porträt einer Frau, die sich traut, abseitige Wege zu gehen, zu tun und zu lassen, was sie möchte, ihre Sexualität so auszuleben, wie es ihr gefällt - den gesellschaftlichen Erwartungen an das weibliche Geschlecht zum Trotz. Der Film konfrontiert die Zuschauer mit Tabus, irritiert, schockiert und gibt letztlich keine einfachen Antworten auf die Fragen. Als nächsten Beitrag der Spielfilmreihe "Neue russische Filme" zeigt 3sat am Mittwoch, 17. September, um 22.25 Uhr "Die Rückkehr" von Andrej Swjaginzew.
(3sat)
Cast & Crew
- Schnitt: Elena Afanasjewa