Erstmals in München wird Sergej Prokofjews monumentale Oper Krieg und Frieden zum 70. Todestag des Komponisten aufgeführt. Das gewaltige Werk basiert auf Leo Tolstois Klassiker der Weltliteratur gleichen Namens. Allein die rund 40 Solistinnen und Solisten verdeutlichen die beachtlichen Ausmaße dieser Oper. Verantwortlich für die Inszenierung zeichnet Dmitri Tcherniakov mit Vladimir Jurowski am Dirigentenpult. Leo Tolstoi schuf mit seinem Roman "Krieg und Frieden" einen Weltklassiker des russischen Realismus. Tolstoi verwebt für seine Erzählung die Einzelschicksale verschiedener Familien der russischen Gesellschaft zur Zeit der napoleonischen Kriege in Russland und schafft damit ein detailreiches und dokumentarisches Sittenbild einer ganzen Epoche. Prokofjews Adaption fokussiert sich im ersten Teil auf die amourösen Verstrickungen rund um die Hauptfigur Natascha. Der zweite Teil verfolgt die Geschehnisse um die Schlacht bei Borodino, aus der Napoleon als Sieger hervorgeht. Um Napoleon zum Rückzug zu zwingen, beschließen die Bürger Moskaus im dritten Teil, ihre Stadt anzuzünden. 1941 machte sich Sergej Prokofjew den Roman nach dem deutschen Überfall auf die damalige Sowjetunion zur Vorlage eines gewaltigen nationalen Opernprojektes. Das Werk galt wegen seiner Vielschichtigkeit lange Zeit als ungeeignet für eine Opernadaption. Prokofjew widmete sich dem ehrgeizigen Versuch, die verflochtenen Handlungsstränge in eine musikalische Essenz zu überführen. Die Parallelen zwischen der Handlung zur Zeit der Napoleonischen Kriege und dem Zweiten Weltkrieg führten in der Entstehungszeit der Oper zu einem öffentlichen Diskurs. Nachdem Prokofjew seine erste Version der Komposition 1943 beendet hatte, musste das Werk durch politische Beschlüsse immer wieder umgearbeitet, Szenen gestrichen oder ergänzt und Texte umgeschrieben werden. Noch bis zu seinem Tod 1953 arbeitete Prokofjew an der Oper, eine vollständige Uraufführung zu Lebzeiten blieb aus. Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Werk, das als russisches Nationalwerk gilt, an Brisanz nicht verloren; eine Herausforderung, mit der sich das Team um Regisseur Dmitri Tcherniakov und den Musikalischen Leiter Vladimir Jurowski intensiv beschäftigt hat. Aufzeichnung vom 5. März 2023 in der Bayrischen Staatsoper, München.
(arte)
Länge: ca. 215 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.10.2023 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Dmitri Tcherniakov
- Drehbuch: Leo Tolstoi
- Musik: Serge Prokofiev, David Cavelius, Chor der Bayerischen Staatsoper, Vladimir Jurowski, Mira Mendelson-Prokofieva, Bayerisches Staatsorchester
- Szenenbild: Dmitri Tcherniakov
- Kostüme: Elena Zaitseva