14.04.2016
Deutsche TV-Premiere: 08.01.2018 (arte)
Im Film "Im Himmel, unter der Erde" über den Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begeisterte Rabbi William Wolff mit seinen Aussagen über Leben und Tod das Publikum. - Ein Porträt. Grimme-Preisträgerin Britta Wauer erzählt am Beispiel dieses äußerst charismatischen Menschen, was alles möglich ist im Leben - und dass es nie zu spät ist, neu anzufangen. "Willy" Wolff ist der Publikumsliebling aus "Im Himmel, unter der Erde", dem Dokumentarfilm über den Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. Dort war der kleine Mann mit Hut eine Nebenfigur, aber er schaffte, was unmöglich schien: Er sprach witzig, klug und charmant über Tod, Trauer und die Vorstellungen vom Jenseits. Seinetwegen verließen die Zuschauer den Film in heiterer Stimmung. 1927 in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Berlin geboren, lebt Willy Wolff seit seinem zwölften Lebensjahr in England. Bevor er mit über 50 Jahren Rabbiner wurde, war er Journalist. Als politischer Korrespondent verschiedener englischer Tageszeitungen begleitete Willy Wolff drei Jahrzehnte Weltpolitik aus nächster Nähe. So reiste er mit dem britischen Außenminister nach China, in die Sowjetunion oder traf sich mit den Regierungschefs aus ganz Europa. Dieses Leben gab er auf für seinen Traum: Rabbiner zu werden. Als Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern betreut Willy Wolff die jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock, aber er wohnt in einem kleinen Haus bei London. Mitte der Woche fliegt er meist nach Hamburg, steigt dort in den Zug und pendelt zu seinen Einsatzorten im Nordosten Deutschlands. In der Regel tritt er samstags die Rückreise nach England an. Oder er ist unterwegs zu einer Hochzeit in Mailand, zu einem Ausflug nach Wien oder zu den regelmäßig tagenden Rabbinerkonferenzen irgendwo in Deutschland. Höhepunkte im Jahr sind für ihn das königliche Pferderennen von Ascot, das Weihnachtssingen in der Schlosskirche von Windsor und das Neujahrsfasten in Bad Pyrmont. Willy Wolff führt ein Jetset-Leben, das er sich eigentlich nicht leisten kann. Der Umgang mit Geld zählt nicht zu seinen Stärken, das führt gelegentlich zu ziemlich weltlichen Konflikten. Rabbi Wolff ist nicht nur unterhaltsam, er öffnet auch Türen. Mit Witz und Charme gibt er Einblick in die Welt des Judentums. Der Dokumentarfilm "Rabbi Wolff" ist nicht nur das Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit, es ist auch eine Reise nach innen, inspirierend und sehr unterhaltsam. Ein Film - mal heiter, mal melancholisch, aber immer sehr lebendig.
(3sat)