Im Frühjahr 1890 verschwand Camille Saint-Saëns klammheimlich aus Paris. Die öffentliche Aufregung war groß, denn der Komponist stand im Zenit seines Ruhms. Saint-Saëns entzog sich nicht zum ersten Mal seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen, um unter Pseudonym eine Weile an einem entfernten Ort zu leben - auf den Kanarischen Inseln, in Algerien, Ägypten, Indochina oder auf Ceylon. Doch dieses Mal kannte niemand seinen Aufenthaltsort. Reporter machten sich auf die Suche nach ihm. Es wurde sogar gemunkelt, er habe sich das Leben genommen ... Viele seiner rund 600 Kompositionen gelten heute als Meisterwerke, fanden jedoch seinerzeit nicht immer einhellige Zustimmung. Die symphonische Dichtung "Danse macabre" beispielsweise wurde ausgebuht, weil die Geige des Todes nicht gestimmt war und ein Xylophon zum Einsatz kam. Die Oper "Samson und Dalila" musste lange auf die Aufführung warten, weil Dalila als emanzipierte Frauenfigur angelegt war und man mit einem Skandal rechnete. Für den "Karneval der Tiere" verfügte Saint-Saëns selbst ein Aufführungsverbot zu seinen Lebzeiten, denn er befürchtete, dass der Erfolg der Orchestersuite seine anderen Werke in den Schatten stellen würde. Während Saint-Saëns als Komponist berühmt ist, bleibt sein Privatleben ein Geheimnis, zumal er sich nur selten darüber äußerte. Er starb 1921 im Alter von 86 Jahren in Algier. Hundert Jahre nach seinem Tod erinnert die Dokumentation an den Musiker, der zu den produktivsten und anerkanntesten seiner Zeit zählte.
(arte)
Weiterer Titel: Camille Saint-Saëns - Der Unergründliche
Länge: ca. 52 min.
Deutsche Streaming-Premiere: 05.12.2021 (arte Mediathek)
Deutsche TV-Premiere: 12.12.2021 (arte)
Cast & Crew
- Regie: David Unger