VW hat Abgaswerte manipuliert. Mindestens elf Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Ausgerechnet VW, das Aushängeschild für deutsche Wertarbeit und Qualität, hat im großen Stil betrogen. Wie denken die Menschen in Wolfsburg darüber? Der Stadt, die auf das Engste mit Europas größtem Autobauer verbunden ist. Viele Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von VW ab. Dreharbeiten morgens um 6.00 Uhr am Werkstor, wenn die Frühschicht bei VW beginnt. Was denken die Arbeiter von "ihrem" Unternehmen? Sind sie enttäuscht, sauer oder einfach nur in Sorge um ihren Arbeitsplatz? Auch auf dem Marktplatz in Wolfsburg und beim Training des Werksklubs VfL Wolfsburg ist VW in diesen Tagen Thema. Viele hier haben bei VW gearbeitet oder sind noch dort beschäftigt. Wenn VW leidet, leiden auch sie. Wie eng die Stadt mit VW verbunden ist, wird im historischen Museum der Stadt deutlich. Vor VW-Zeiten war Wolfsburg nicht viel mehr als eine unbedeutende Siedlung. Inzwischen ist es eine Großstadt und hat das höchste Bruttonationaleinkommen Deutschlands. Dabei profitiert die Stadt Wolfsburg über die Gewerbesteuer unmittelbar von ihrem größten Arbeitgeber. Jetzt droht der Kollaps, der Oberbürgermeister hat bereits einen Haushaltsstopp und eine Einkommenssperre verhängt. Geht es dem Konzern schlecht, leidet auch die Stadt. Und Wolfsburg steht nicht allein da: Auch in Emden, dem großen VW-Umschlagsplatz für den Weltmarkt und Produktionsort des Typs Passat, werden die Sorgen größer. Rund um den Hafen ist man fassungslos über den Skandal. Und sogar gut 7.000 Kilometer entfernt von Deutschland ist das Entsetzen groß: Im VW-Werk in Chattanooga/Tennessee arbeiten über 3.000 Mitarbeiter an Fahrzeugen für den nordamerikanischen Markt und etwa 10.000 Menschen für VW-Zulieferer. Die amerikanische Stadt steht unter Schock. Anwaltskanzleien rüsten sich längst für das große Geschäft mit Sammelklagen gegen VW. Von VW mag derzeit offiziell niemand etwas sagen, denn fast alle im Konzern sind von dem Skandal überrumpelt worden. VW verspricht zwar Aufklärung und Transparenz, doch das dauert offenbar. In diesen Tagen ist jedes offizielle Wort zu heikel, zu gefährlich. Und viele Details sind noch völlig unklar. Nach der letzten Schicht in Wolfsburg füllt sich die Kneipe neben dem Werkstor 17, doch auch hier mag fast kein Arbeiter sprechen. Sie sind genervt und wollen in Ruhe ihr Feierabendbier trinken. Manche haben auch schlicht Angst. Nur sehr wenige Leute sprechen ehrlich über die Situation im Werk.
(NDR)
Länge: ca. 30 min.
Deutsche TV-Premiere: 02.10.2015 (NDR)
Cast & Crew
- Drehbuch: Maik Gizinski, Gita Datta