Die russische Exklave Kaliningrad hieß früher Königsberg und war Jahrhunderte eine deutsche Stadt. Die Hafenstadt an der Bernsteinküste war ein Zentrum der Aufklärung und gilt als Wiege Preußens. Die ehemalige Hauptstadt Ostpreußens wurde im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden gegründet und im 16. Jahrhundert zu einem Zentrum des Protestantismus. Immanuel Kant, berühmtester Sohn der Stadt, lehrte an der Universität und verfasste dort alle seine Schriften. Königsberg, die Stadt der Aufklärung und der deutschen Kultur, wurde 1255 als Ordensburg des Deutschen Ordens gegründet und entwickelte sich nach der Gründung des Herzogtums Preußen rasch zum geistigen und wirtschaftlichen Zentrum Ostpreußens. Von dort aus verbreiteten sich Reformation und Humanismus, es verschmolzen deutsche, baltische und slawische Einflüsse. Die Dokumentation von Alexander Frohner und Ekaterina Sidorenko nähert sich der Stadt der sieben Brücken über ihre reichhaltige Geschichte, die viel mit Deutschland zu tun hat. Unter Herzog Albrecht entstand 1544 die Albertus-Universität - eine der ersten protestantischen Hochschulen -, und Königsberg wurde zur Wiege des aufgeklärten Denkens. Immanuel Kant, der große Philosoph der Moderne, verbrachte dort sein ganzes Leben. Seine "Kritik der reinen Vernunft" und die Schriften zur praktischen Vernunft formten das Fundament der europäischen Aufklärung. Er selbst forderte: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Dieses Motto der Aufklärung prägte das geistige Erbe der Stadt. Von Königsberg aus strahlten seine Ideen nach ganz Europa aus und beeinflussten Generationen von Denkern. Auch die jüdische Gemeinde prägte das kulturelle Leben der Hansestadt. Jüdische Kaufleute, Intellektuelle und Verleger machten die Stadt nach Berlin und Breslau zur drittgrößten jüdischen Gemeinde Deutschlands und zu einem der bedeutendsten Zentren jüdischer Aufklärung, der Haskalah. Hannah Arendt wuchs in Königsberg auf. Ihr Werk ist von Kants Ideen durchdrungen und zeigt, wie eng jüdisches Geistesleben und deutsche Kultur verbunden waren. Über Jahrhunderte war Königsberg ein Schmelztiegel des Wissens und der Künste und zugleich das bedeutendste Zentrum für den Handel und die Verarbeitung vom "Gold des Nordens" - des berühmten Bernsteins. Das barocke Meisterwerk, das legendäre Bernsteinzimmer, das später auch als achtes Weltwunder bezeichnet wurde, verschwand aus Königsberg. Es ist ein Zeugnis von künstlerischer Pracht und preußischem Selbstbewusstsein. Der Erste Weltkrieg, veränderte die geopolitische Lage Königsbergs radikal. Ostpreußen war vom restlichen Deutschland abgeschnitten und nur durch einen Korridor erreichbar. Die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges zerstörten die Stadt größtenteils. Die Eroberung durch die Rote Armee setzten der deutschen Ära 1945 ein Ende. 1946 erhielt die zerstörte Stadt den sowjetischen Namen Kaliningrad, die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Doch das geistige Erbe der Aufklärung, das dort seinen Ursprung nahm, bleibt unvergänglich. Heute erinnern das Kant-Mausoleum und die rekonstruierte Synagoge in Kaliningrad an die Spuren der mannigfaltigen deutschen Kultur. Die Dokumentation besticht durch Authentizität. Geforscht wurde in russischen Archiven, es ist seltenes Filmmaterial aus den 1930er-Jahren zu sehen, Interviews mit russischen Experten wurden in ihrer Muttersprache geführt.
(3sat)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 18.11.2025 (3sat)
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Cast & Crew
- Drehbuch: Alexander Frohner