Nardos Wude Tesfaw, eine äthiopische Azmari-Sängerin aus Addis Abeba, hat den Traum, mit ihrer Musik aus dem Leben einfacher Leute ihres Landes zu erzählen. Nardos' Lieder handeln vor allem von den Geschichten und der Kraft der äthiopischen Frauen. Ihren Spuren folgend, führt sie die Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna durch ein sich rasant veränderndes afrikanisches Land. Inmitten der Millionenmetropole Addis Abeba, wo chinesische Investoren mit flächendeckenden Hochhausprojekten das Gesicht der Stadt verändern, arbeitet die in einfachen Verhältnissen lebende Nardos daran, den Wünschen von Frauen mit ihrer Musik Ausdruck zu verleihen. Neben ihrem Alltag als Hausfrau und Mutter steht sie jede Nacht bis drei Uhr morgens als Sängerin für traditionelle Azmari-Musik auf der Bühne des Kulturklubs "Fendika". In ihrem ersten eigenen Lied "Stand Up My Beauty" spricht Nardos sich und anderen Frauen Mut zu, sich zu erheben und ihren eigenen Weg zu gehen. Nardos Wude Tesfaw stammt aus einem Dorf in der Nähe der alten Kaiserstadt Gondar im Norden Äthiopiens, wo auch die Tradition der Azmari-Sänger verwurzelt ist. Nardos' Vater starb, als sie fünf Jahre alt war. Von klein auf wollte sie Sängerin werden, im Gesang fand sie Freude und Trost. Ihre Mutter widersetzte sich der Tradition, Mädchen in frühem Alter zu verheiraten, und gab Nardos mit sieben Jahren nach Addis Abeba zu ihrer Tante. Dort erhielt Nardos in der Sonntagsschule ihre erste gesangliche Ausbildung. Als ihr Talent entdeckt und sie bald für öffentliche Auftritte in den Klubs von Addis Abeba angefragt wurde, geriet Nardos in Streit mit ihrer Tante und riss aus. Um ihr Leben zu finanzieren und sich als Sängerin weiterzuentwickeln, verdingte sie sich, wie viele junge Frauen vom Land, als Tagelöhnerin auf Baustellen in Addis Abeba. Obwohl Nardos inzwischen eine bekannte und gefragte Sängerin ist, hat sie es weiterhin schwer, mit der Musik den Lebensunterhalt ihrer Familie zu bestreiten. Mit der Gruppe Ethiocolor bereist sie regelmäßig internationale Jazzfestivals - oft in Kooperation mit europäischen Bands. Ihr Haupteinkommen bezieht sie aber durch ihre Arbeit als Azmari im Kulturklub "Fendika". Bei Gefallen steckt ihr das Publikum Geldscheine zu. Mal sind es weniger, mal mehr, aber es reicht selten. Nardos' Musikprogramm entwickelt sich in Azmari-Tradition aus dem Stegreif und richtet sich nach den Wünschen des Publikums oder thematisiert aktuelle Notstände und Probleme. Die Inhalte der Texte entstehen in einer besonderen Form der traditionellen äthiopischen Poesie - "Wachs und Gold" genannt -, ein Spiel mit Mehrdeutigkeiten und Metaphern. Nach ihren vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilmen "Carte Blanche" (2011) und "Cahier Africain" (2016) über die tiefgreifenden Nachwirkungen des Bürgerkriegs in der Zentralafrikanischen Republik widmet sich die Schweizer Filmemacherin Heidi Specogna in "Erhebe dich, du Schöne" den Geschichten der Frauen eines anderen Landes des afrikanischen Kontinents. Heidi Specogna, geboren in Biel/Bienne in der Schweiz, studierte Journalismus in Zürich und Filmregie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seit 2003 ist sie Dozentin für Dokumentarfilm an der Filmakademie Ludwigsburg. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen die Grimme-Preise 2008 und 2018, der Deutsche Filmpreis 2016 und der Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste, Berlin 2019. 3sat zeigt den Dokumentarfilm als TV-Premiere auf dem Sendeplatz 3satDokumentarfilmzeit, der dem künstlerischen Autorendokumentarfilm verpflichtet ist.
(3sat)
Länge: ca. 110 min.
Deutscher Kinostart: 19.05.2022
Deutsche TV-Premiere: 24.07.2023 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Heidi Specogna
- Drehbuch: Heidi Specogna
- Produktion: Ma.Ja.De Filmproduktion, SRF
- Produktionsfirma: Fama Film AG, ZDF, 3sat
- Musik: Hans Koch
- Kamera: Johann Feindt
- Schnitt: Kaya Inan