Tore ist Jesus-Freak, Punk und religiöser Fanatiker. Er lernt den Familienvater Benno kennen und zieht zu dessen Familie. Als das Familienidyll Risse bekommt, wird Tore zum perfekten Opfer. Verankert in seinem Glauben hält Tore seinen Peinigern auch die linke Wange hin, was diese erst recht herausfordert. Doch die Liebe zu Tochter Sanny hält Tore trotz ausartender Gewalt bei der Familie. Jesus hat ihm eine Prüfung geschickt also muss er stark sein. "Tore tanzt" basiert auf der wahren Geschichte eines jungen Mannes, der in Deutschland zum Sklaven einer Familie wird. In dem Dreiecksspiel zwischen Sadismus, Macht und Unterwerfung fordert der Film seine Zuschauer: Bringt die unerschütterliche Geduld, Demut und Passivität des naiv-enthusiastischen Tore vielleicht erst das Spiel in Gang und fordert Tores Haltung nicht die böse Seite der Familie, allen voran die des Vaters Benno, erst heraus? Dulden und Ertragen sind zentrale Komponenten der christlichen Religion - "Tore tanzt" fragt nach den Grenzen des christlichen Leidens, untersucht das Spannungsfeld zwischen Nächstenliebe und körperlicher wie seelischer Qual. Tore folgt Jesus auf den Kreuzweg, ein provokanter Kämpfer für die Menschlichkeit. Doch wie sinnvoll ist sein Leiden letztendlich? Regisseurin Katrin Gebbe hat sich für ihren Debütfilm von Dostojewskis Roman "Der Idiot" inspirieren lassen. Dessen Hauptfigur, der naive Fürst Myschkin, scheitert unentwegt bei dem Versuch seinen Menschen zu helfen, ist letztlich selbst das Opfer. "Der Idiot" setzt den Maßstab an psychologischer Tiefenschärfe, mit deren Hilfe Gebbe aus einer Alltagssituation heraus eine brutale Spirale der Gewalt in Gang setzt. "Tore tanzt" hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter der Preis der deutschen Filmkritik (Bester Debütfilm, Bester Schauspieler Sascha Alexander Gersak), Bayrischer Filmpreis (Nachwuchspreis Regie), Deutscher Schauspielerpreis (Bester Nachwuchsschauspieler Julius Feldmeier), LOLA Deutscher Filmpreis (Nominierung Katrin Gebbe für Beste Regie, für Beste Filmmusik Johannes Lehniger & Peter Folk), Metropolis-Preis des BVR Bundesverband Regie (Beste Redaktion Katharina Dufner, Bester Schauspieler Julius Feldmeier, Nominierung Katrin Gebbe Beste Nachwuchsregie), Montblanc Drehbuchpreis Filmfest Hamburg (Katrin Gebbe), Fantastic Filmfest (Beste Schauspielerin Swantje Kohlhof), Cannes Film Festival Nominierung Camera d'Or & Un Certain Regard Award.
(ZDF)
Länge: ca. 105 min.
Deutscher Kinostart: 28.11.2013
Internationaler Kinostart: 23.05.2013
Deutsche TV-Premiere: 29.06.2015 (ZDF)
FSK 16
gezeigt bei: Das kleine Fernsehspiel (D, 1963)
Cast & Crew
- Regie: Katrin Gebbe
- Drehbuch: Katrin Gebbe
- Produktion: Verena Gräfe-Höft, Ralph Homuth, Kivik Kuvik, Junafilm
- Produktionsfirma: Das kleine Fernsehspiel
- Musik: Peter Folk, Johannes Lehniger
- Kamera: Moritz Schultheiß
- Schnitt: Heike Gnida
- Regieassistenz: Florian Schwombeck
- Ton: Marion Blume, Thekla Demelius, Daniel Gilde, Sylvia Grabe, Max Kober
- Spezialeffekte: Ronney Afortu