Im Nachkriegsdeutschland ermittelt der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gegen flüchtige NS-Verbrecher, um sie im eigenen Land vor Gericht zu stellen. Ein Ansinnen, dem ein Großteil der Bevölkerung ablehnend gegenübersteht. Gleichsam sind die Behörden durchsetzt von ehemaligen Nationalsozialisten. Als Bauer ein Hinweis erreicht, dass sich Adolf Eichmann in Argentinien aufhält, ist ihm zunächst nicht klar, wie er den SS-Offizier dingfest machen und vor Gericht stellen soll. Zu groß sind die Befürchtungen, dass Eichmann gewarnt wird und erneut untertaucht. Parallel versucht intern der BND, die Ermittlungen an sich zu ziehen. Bauer beschließt, sich an den Mossad, den israelischen Geheimdienst, zu wenden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Eichmann später nach Deutschland ausgeliefert wird, um hier vor Gericht gestellt zu werden. Bauer will eine öffentliche Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in der Bundesrepublik erreichen. Der Mossad ist nach einer oberflächlichen Untersuchung zunächst skeptisch und besteht auf einer zweiten Quelle, bevor er Ermittlungen einleiten will. Nach Bauers Überzeugung, sind sie jedoch zweifelsfrei auf der richtigen Fährte. In seinem jüngeren Kollegen Karl Angermann findet er wider Erwarten einen Verbündeten. Bauer erfährt von dessen Plädoyer für ein ungewöhnlich geringes Strafmaß in einem Paragraf-175-Fall - einem Verstoß gegen das Verbot von Homosexualität. Schließlich fasst er zu dem jungen Juristen Vertrauen. Zunehmend formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise: In Bauers eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten, und auch Oberstaatsanwalt Kreidler und BKA-Mitarbeiter Paul Gebhardt behindern den unliebsamen Generalstaatsanwalt in seinen Ermittlungen. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt, doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann beruflich wie privat einiges abverlangen wird. Die Rolle des hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer für das Zustandekommen des Frankfurter Auschwitz-Prozesses 1963-1965 und sein Verdienst bei der Ergreifung von Adolf Eichmann wurden der breiten Öffentlichkeit erst nach seinem Tod bekannt. Regisseur Lars Kraume ("Terror - Ihr Urteil", "GOTT von Ferdinand von Schirach") schuf mit seinem packenden Kammerspiel das Porträt eines kompromisslosen Kämpfers für Gerechtigkeit und darüber hinaus eines der jungen Bundesrepublik mit all ihren Widersprüchen. Der Film erhielt 2015/2016 einen ganzen Preisregen, darunter Deutsche Filmpreise für den besten Film und das beste Drehbuch, das Lars Kraume mit dem französischen Schriftsteller Olivier Guez schrieb ("Das Verschwinden des Josef Mengele"). Burghart Klaußner wurde für seine Verkörperung von Fritz Bauer mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2015 beim Bayerischen Filmpreis und beim Günter Rohrbach Filmpreis. Schließlich erhielt der Film ebenfalls 2015 den Publikumspreis in Locarno.
(rbb)
"Der Staat gegen Fritz Bauer" wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung als "besonders wertvoll" eingeschätzt. 2015 erhielt er den Publikumspreis in Locarno. Als bester Film wurde er 2015 beim Hessischen Filmpreis, 2015 beim Günter Rohrbach Filmpreis und 2016 beim Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Burghart Klaußner wurde für seine Verkörperung von Fritz Bauer mehrfach ausgezeichnet, 2015 beim Bayerischen Filmpreis und beim Günter Rohrbach Filmpreis.
(arte)
Länge: ca. 105 min.
Deutscher Kinostart: 01.10.2015
Deutsche TV-Premiere: 21.12.2016 (Sky Cinema)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Lars Kraume
- Drehbuch: Olivier Guez, Lars Kraume
- Produktion: Thomas Kufus, Ole Nicolaisen, Jakob Neuhaeusser, Terz Film
- Produktionsfirma: Zero One Film GmbH, WDR, Hessischer Rundfunk, ARTE
- Musik: Julian Maas, Christoph Kaiser
- Kamera: Jens Harant
- Schnitt: Barbara Gies
- Szenenbild: Cora Pratz
- Ton: Tobias Fleig, Wilmont Schulze, Stefan Soltau, Joschka Tschirley, Klaus Waßen-Floren
- Spezialeffekte: Sebastian Göhs