Vor fast genau 60 Jahren, am 10. September 1947, tagte sie zum ersten Mal: Die "Gruppe 47" - von Hans Werner Richter gegründet - wurde zur wichtigsten und mächtigsten Vereinigung deutschen Geistes und deutscher Geister. Wer zu den halbjährlichen Schriftsteller-Treffen geladen wurde oder dort gar einen Preis erhielt, hatte es im Nachkriegsdeutschland als Autor geschafft. Er musste bei den Treffen auf einem so genannten "elektrischen Stuhl" Platz nehmen, aus seinen Werken lesen und wurde dann - ohne sich wehren zu dürfen - von der Gruppe kritisiert. Die Gruppe 47 hat derart Literaturgeschichte geschrieben: Sie hat zwei Nobelpreisträger hervorgebracht und viele schriftstellerische Berühmtheiten. Ihr Mitglied Marcel Reich-Ranicki bezeichnete sie gar als "Mafia". 1967 tagte die Gruppe zum letzten Mal, doch tatsächlich kann man den Eindruck gewinnen, die geistige Meinungsführerschaft ihrer Mitglieder dauere bis auf den heutigen Tag an ... jüngere Autoren finden im Schatten von Grass, Walser & Co. bis heute nur schwer Gehör. Auch wenn zunehmend Stimmen laut werden, die Gruppe habe dazu beigetragen, Antisemitismus und Nazi-Vergangenheiten zu verschweigen. Der Film "Vom Glanz und Vergehen der Gruppe 47" ist keine erinnerungsselige Jubiläumssendung, sondern Bestandsaufnahme von heute aus. 40 Jahre nach dem Ende der Gruppe wird ihr Wirken auch kritisch gesehen: Deshalb haben Günter Grass, Joachim Kaiser, Hildegard Hamm-Brücher, Dieter Wellershoff, Jürgen Becker, Alexander Kluge, Michael Krüger und Gabriele Wohmann für den Film von Andreas Ammer noch einmal auf dem legendären "elektrischen Stuhl" Platz genommen, um von Macht, Intrigen und nächtlichen Exzessen auf den Treffen der Gruppe 47 zu erzählen. Und aus den Reihen der Jungen äußern sich Daniel Kehlmann und Maxim Biller u. a. darüber, ob eine neue Gruppe 47 dem Land und seiner Literatur gut täte.
(ARD)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 14.10.2007 (Das Erste)
Cast & Crew
- Drehbuch: Andreas Ammer