Die Filmerzählung durchläuft die Zeit von 1999 bis 2025, Momentaufnahmen im Leben von Tao, einer hübschen, selbstbewussten Frau aus bescheidenen Verhältnissen. Als sie kurz vor der Jahrtausendwende auf zwei attraktive Männer trifft, scheint ihr Leben, genau wie ganz China, im Umbruch zu sein. Das Trio verbringt viel Zeit miteinander, träumt von den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, die die Zukunft bietet. Was als Freundschaft beginnt, wird zum Kampf zwischen Rivalen: Liangzi und Jinsheng buhlen um die Gunst Taos und zwingen sie, sich zu entscheiden. Schließlich kann der Geschäftsmann, der mit seinem westlich geprägten Lebensstil bei der jungen Tao punktet, seinen Mitbewerber aus dem Weg räumen. Jinsheng ist am Boden zerstört, und als er von Taos Hochzeit erfährt, verlässt er seine Heimat. 15 Jahre zieht er als Wanderarbeiter durch die Bergbaugebiete des Nordens, doch die Erinnerung an Tao lässt ihn nicht los. An Staublunge erkrankt wird er viele Jahre später zurückkehren und Geld von Tao annehmen, um sich behandeln zu lassen. Tao, frisch vermählt, wird schwanger, doch das Eheglück ist nur von kurzer Dauer. Das Paar trennt sich, und Taos kleiner Sohn wird bei seinem Vater groß, der sich nach Australien abgesetzt hat. Nicht nur die Wege der einst guten Freunde verlaufen gegensätzlich: Die Muttersprache und chinesische Identität von Taos Sohn, der auf den bezeichnenden Namen Dollar hört, gehen verloren. 2025 wird er seinen Vater für den Verlust seiner Wurzeln verantwortlich machen. Und eine Lehrerin, zu der er ein Vertrauensverhältnis hat, schlägt vor, seine Mutter Tao zu treffen. Die lebt allein und lässt ihr Leben Revue passieren: 1999, 2014 und 2025, Stationen in einem Leben geprägt von der Suche nach Sinn. In "Weichen des Lebens", wie auch in seinem jüngsten Spielfilm "Asche ist reines Weiß" (2018), stellt der nordchinesische Regisseur Jia Zhangke eine Frau in den Mittelpunkt der Erzählung, gespielt von seiner Lebensgefährtin Tao Zhao. Die Hauptfiguren beider Filme sind eng verwandt: Beide arbeiten sich über Jahre an der Fiktion der Liebe ab - das Einzige, für das es zu leben lohnt.
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Jia Zhangkes Filme sind im Norden des Landes, der Provinz Shanxi, angesiedelt, dem Ruhrgebiet Chinas. Der Regisseur stammt von dort. Er, der aus dem System heraus operiert, thematisiert gern die Kehrseite dessen, was das chinesische Kino normalerweise entwirft: Seine Filme zeichnen sich durch einen betonten Realismus aus. Der Konflikt zwischen Tradition und Moderne interessiert ihn nicht. Seine Figuren sind radikal modern, aber als solche immer auch auf Identitätssuche. Der Chronist des Modernen gilt in Europa als einer der wichtigsten Cineasten seines Landes und ist regelmäßig Gast in Cannes. In seinem Heimatland ist er weitgehend unbekannt.
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Länge: ca. 119 min.
Original-Kinostart: 23.12.2015 (F)
Deutsche TV-Premiere: 14.08.2019 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Jia Zhang-Ke
- Drehbuch: Jia Zhang-Ke
- Produktion: Shozo Ichiyama, Jia Zhang-Ke, Nathanaël Karmitz, Shiyu Liu, Zhonglun Ren, Elisha Karmitz, Shanghai Film Group, Xstream Pictures, MK2 Productions, Beijing Runjin Investment, Office Kitano, Bandai Visual, Bitters End, ARTE France, L'Aide aux Cinémas du Monde
- Produktionsfirma: CNC Centre National de la Cinématographie
- Musik: Yoshihiro Hanno
- Kamera: Nelson Lik-wai Yu
- Schnitt: Matthieu Laclau