Es ist der leidenschaftlichste, vielleicht aber auch gefährlichste Traditionstext deutscher Sprache. In "Die Leiden des jungen Werther" erzählt Goethe die Geschichte eines jungen Mannes, der in verzweifelter Liebe zu einer jungen Frau, die schon einem anderen gehört, Selbstmord begeht. "Wenn wir uns selbst fehlen, fehlt uns doch alles", notiert der junge Werther in einem Brief nur wenige Wochen, bevor er seinem Leben ein Ende setzt. Ist es nur unerfüllte Liebe, die ihn in den Freitod führt? Ist es die Unbedingtheit dieser Liebessehnsucht, die keinen anderen Wert als deren Erwiderung duldet? Oder beginnt das Leid einer unglücklichen Liebe nicht in einer unerfüllten Liebe zu sich selbst? Mit "Werther" inszeniert Regisseur Uwe Janson nach eigenem Drehbuch eine zeitgemäße Adaption. Der junge Goethe galt damals als Bürgerschreck, und sein Protagonist Werther war für die Bürgerschaft von 1774 der Inbegriff des Störenfrieds, Rebellen und Freigeistes. Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" ist der Schlüsselroman dieser Zeit, der Goethe mit einem Schlag in Deutschland bekannt machte. Ein Kultbuch, mit dem Goethe zusammen mit Texten von Herder, Schiller, Klinger und Lenz die Sturm- und-Drang-Zeit begründete. Die Unmöglichkeit seiner Liebe treibt Werther an die Grenzen seines Glaubens an das Gute und an die Grenze seines Lebenswillens. Damals wie heute ist das Ringen um die bedingungslose Liebe bis zur totalen Entblößung durch Werthers Freitod ein fesselndes Thema. Werthers Motiv für diese Tat ist der Konflikt zwischen Herz und Verstand, Natur und Kunst, Individuum und Gesellschaft. Das macht den Stoff zeitlos und aktuell: die Liebe als Rebellion gegen eine Gesellschaft, die ein einziger Marktplatz geworden ist. Hinzu kommt ein weiterer Konflikt: Werther liebt die Liebe, aber liebt er auch Lotte? Ist diese Liebe, die sich um sich selbst dreht Wahn, Autismus, chaotische Spielerei, Mut oder die Liebe pur? Ausgestattet mit diesen Fragen begibt sich Uwe Janson in seiner filmischen Adaption auf Entdeckungsreise.
(ZDF)
Länge: ca. 85 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.09.2008 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Uwe Janson
- Drehbuch: Uwe Janson
- Produktion: Siegfried Kamml, Dirk Eickhoff
- Musik: Christopher Bremus, Miss Kenichi
- Kamera: Philipp Sichler
- Schnitt: Florian Drechsler
- Szenenbild: Olaf Rehahn
- Regieassistenz: Jan Filkorn