Isak Borg, gefeierter Mediziner und Biologe, hat einen Alptraum: In einer gespenstischen Straße stößt eine vorbeifahrende Pferdekutsche gegen einen Laternenpfahl. Ihre Ladung, ein Sarg, fällt herab und gibt den Blick auf den Toten frei - Borg erkennt mit Schrecken sich selbst dort liegen. Der Traum stößt in dem einsamen Alten eine lange verdrängte Auseinandersetzung mit seinem Leben an. Kurzer¬hand beschließt er, mit dem Auto zu seiner Ehrendoktorverleihung in Südschweden zu fahren, um die Stätten seiner Kindheit wiederzusehen. Seine Schwiegertochter Marianne begleitet ihn. Doch die Atmosphäre im Auto ist weit entfernt von einem sentimentalen Familienausflug: Marianne bezichtigt ihren Schwiegervater der Gefühlskälte und des skrupellosen Egoismus. Sie macht ihn indirekt verantwortlich für das Scheitern ihrer Ehe mit Borgs Sohn Evald. Die Vorwürfe, das Wiedersehen der Kindheitsorte, die an seine Jugendliebe erinnernde Anhalterin Sara und der Besuch bei seiner steinalten, strengen Mutter führen Borg zu einer immer stärker drängenden Introspektion. Traum, Erinnerungen und Realität verfließen für den alten Mann zu einer sich allmählich klar artikulierenden Frage: Hat er sein Leben und das seiner Familie verpfuscht? Waren seine Selbstsucht und sein Ehrgeiz der Grund, dass seine Liebesbeziehungen scheiterten und seine Ehe ein Unglück war? Doch als der Tag sich dem Ende neigt, findet er in seiner Erinnerung auch ein stilles Paradies, an das er lange nicht mehr gedacht hatte.
(arte)
Die Reihe "Regieweltmeister Ingmar Bergman - Bergman 4:0 Werbung" präsentiert zum 100. Geburtstag von Ingmar Bergman am 14. und 15. Juli die vier schönsten Werke des Regisseurs, garantiert werbefrei: "Das siebente Siegel", "Wilde Erdbeeren" sowie "Das Schweigen", einer der größten schwedischen Filmskandale. Bergmans letzten Kinofilm "Fanny und Alexander" zeigt TELE 5 in der Kino- und TV-Fassung. "Wilde Erdbeeren" ist einer der zehn Lieblingsfilme des russischen Regisseurs Andrej Tarkowski und steht auf der "Wertvoll"-Liste der 45 "größten Filme" des Vatikans. In einem Interview beschrieb Regisseur Ingmar Bergman eine Autofahrt in den 50er Jahren von Stockholm nach Uppsala, wo er aufgewachsen ist. Als er zum Haus seiner Großmutter kam, dachte er, wie es wohl wäre, wenn er nun die Türe öffnete und alles wäre genau so wie früher in seiner Kindheit. Mit diesem Gedanken war die Idee zu "Wilde Erdbeeren" geboren! Bergman schrieb das Script dann bereits mit Victor Sjöström als idealen Hauptdarsteller im Kopf. Sjöström allerdings reagierte auf das Rollenangebot - wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner angegriffenen Gesundheit - erst einmal sehr verhalten. Doch Bergman hätte den Streifen ohne ihn nicht gedreht: Er besuchte den damals 78-Jährigen und besprach den Film mit ihm. Sjöström willigte schließlich ein, unter einer Bedingung: dass er jeden Tag pünktlich um 17 Uhr zu seinem Whiskey-Grog zuhause sei. "Wilde Erdbeeren" war Sjöströms letzter Film. Starinfo Ingrid Thulin: Sie spielte in zehn Filmen von Ingmar Bergman (darunter "Wilde Erdbeeren", "Das Schweigen" und "Schreie und Flüstern") und wurde an der Seite von Bibi Andersson, Liv Ullman und Eva Dahlbeck berühmt: die blonde, schwedische Schönheit Ingrid Thulin. Schon als Kind studierte sie Ballett, später besuchte sie das Royal Dramatic Theatre in Stockholm. Zu ihren wichtigsten Filmen zählt neben den Bergman-Werken auch das umstrittene, Oscar-nominierte Kriegsdrama "Die Verdammten" (1969) von Luchino Visconti. Nach ihrer dreijährigen Ehe mit dem Theaterregisseur Claes Sylwander heiratete Thulin in den späten 50er Jahren ihren zweiten Mann Harry Schein, den Gründer des schwedischen Filminstituts. Die beiden waren 33 Jahre lang ein Paar, 1989 ließen sie sich scheiden. Seit den 60er Jahren lebte Thulin in Rom. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte sie später nach Stockholm zurück, wo sie 2004 mit 77 Jahren an Krebs starb.
(Tele 5)
Länge: ca. 92 min.
Deutscher Kinostart: 21.07.1961
Original-Kinostart: 26.12.1957 (S)
FSK 16
Cast & Crew
- Deutsche Sprecher: Hans Nielsen (Professor Isak Borg), Marianne Wischmann (Marianne Borg), Johanna von Koczian (Sara), Malte Jäger (Evald Borg), Lina Carstens (Agda), Thomas Braut (Anders), Michael Cramer (Viktor), Hans Baur (Sten Alman), Maria Landrock (Frau Alman), Til Kiwe (Henrik Akerman), Alice Franz (Karin Borg), Niels Clausnitzer (Sigfrid Borg)
- Regie: Ingmar Bergman
- Drehbuch: Ingmar Bergman
- Produktion: Allan Ekelund
- Musik: Erik Nordgren
- Kamera: Gunnar Fischer
- Schnitt: Oscar Rosander