Wilde Kanaren

Die Kanarischen Inseln beherbergen eine ungeheure Vielfalt natürlicher Lebensräume und eine Fülle von Mikroklimata. Mehr als 3.000 Meter hohe Berge, steile Felswände, Talkessel, Vulkane und Meeresabgründe, Wüsten und üppige Regenwälder, Wasserfälle, versteinerte Lavafelder, riesige Strände - dieses weltweit einzigartige Naturparadies mit seiner unvergleichlichen Biodiversität und seinen eindrucksvollen Landschaften ermöglichte das Gedeihen von mehr als 200 ortsspezifischen Tierarten. Der Anteil dieser endemischen Arten ist fast ebenso hoch wie auf den Galapagosinseln: Bei den Pflanzen beträgt er 21 Prozent, bei den Reptilien 100 Prozent und bei den Wirbellosen 39 Prozent. Wie zahlreiche Inseln haben auch die Kanaren ihre "Riesen", bei den Pflanzen wie bei den Tieren. Die relative Nähe der Inselgruppe zum Kontinent begünstigte zweifellos die Ankunft des Menschen, und gleichzeitig konnten die leichtgewichtigsten Arten von Flora und Fauna durch diese geografische Lage einfacher Fuß fassen. So wurden manche Pflanzen von Vögeln auf die Inseln gebracht oder auf Holzflößen angeschwemmt und besiedelten dann schnell eine Insel nach der anderen, beginnend mit den festlandnächsten. Dabei folgten sie passiv den Strömungen entlang der afrikanischen Küste, darunter die kalte Meeresströmung der Kanaren. Was die Tierwelt anbelangt, konnten weder Amphibien noch große Säugetiere den Ozean überqueren, zumindest nicht in diesem (kurzen) Zeitraum. Am geeignetsten für die Ansiedlung auf den Inseln waren Tiere, die aus der Luft oder über das Meer die Inseln erobern konnten. Eine Geschichte von Staunen, Ausdauer, Anpassung, Hartnäckigkeit und Erfolg.