56.000 Pendler aus dem Südwesten überqueren täglich die Grenze zur Schweiz. 300.000 Deutsche haben ihren festen Wohnsitz dort, darunter viele Baden-Württemberger und Rheinland-Pfälzer. Es ist eine Beziehung mit vielen Höhepunkten, Irrungen und Wirrungen. Vor 60 Jahren, im Januar 1958, dreht ein SWF-Team Hausfrauen aus Säckingen, die in der Schweiz ihr Brot kaufen, weil es dort billiger ist. Heute stürmen Hunderte von Schweizern die Wochenmärkte und Kaufhäuser auf der badischen Seite. Die Beziehungen von Grenznachbarn sind immer von wirtschaftlichen Schwankungen abhängig, aber auch von Emotionen. Ulli Neuhoff, ein Schwabe, will herausbekommen, wie er sich in der Schweiz zurechtfinden würde. In jenem Land mit den atemberaubenden Gipfelblicken von Säntis, Jungfrau und Matterhorn, mit blauen weltberühmten Gewässern wie dem Vierwaldstätter See oder dem Genfer See, mit Pulverschnee, reißenden Wildbächen, Schokoladenbergen und Luxusuhren. Er trifft Baden-Württemberger und Rheinland-Pfälzer, die in der Schweiz leben. "Eigentlich sollte es nur ein Jahr sein, bei den meisten von uns, und plötzlich sind es einundzwanzig Jahre wie bei mir", erzählt Karin Behr beim deutschen Stammtisch in Luzern. Die Optikerin erzählt auch, dass sie immer noch mindestens zweimal pro Woche gefragt wird, wo sie denn herkomme. Die Schweiz ist Ausland - schönes, faszinierendes Ausland, wie Sandra und Gregor jeden Sommer merken. Seit sechzehn Jahren hüten sie dreihundert Jungkühe auf der Alp. Ein Knochenjob, aber sie kommen immer wieder. Was früher Schweizer machten, machen jetzt die beiden Mannheimer. Das gängigste Klischee ist, dass Schweizer langsam sind. Stefan Gubser glaubt das nicht. Der schweizerische Tatort-Kommissar muss es wissen, er hat viel in Deutschland gearbeitet. Ulli Neuhoff hat ihn bei Dreharbeiten getroffen. Der Autor versucht, Schweizerdeutsch zu lernen und schaut in die Töpfe von Tanja Gandits. Sie stammt aus Albstadt, kocht aber in Basel und sagt: "Ich fühl mich wohl hier. Kann überhaupt nichts Schlechtes über die Schweizer sagen, sie haben mich sehr liebevoll aufgenommen." Es sind treue Feinschmecker-Gäste, die seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder kommen, um die Zwei-Sterne-Küche zu genießen. Mit Klischees kommt man nicht weiter. Das erfährt Ulli Neuhoff immer wieder. Nur einmal stimmt das Klischee ganz und gar: bei den atemberaubenden Landschaften, majestätisch und einzigartig.
(SWR)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 30.12.2017 (SWR Fernsehen)
Cast & Crew
- Drehbuch: Ulli Neuhoff