Deutsche TV-Premiere: 30.11.2015 (arte)
Der bärtige alte Jake lebt mitten im Wald auf Tuchfühlung mit der Wildnis. Bevor er diesen Traum verwirklichen konnte, verbrachte er zwei Jahre lang auf See. In Rückblenden erfährt der Zuschauer über Fotos Bruchstücke seines vorherigen Lebens. Der Schwarz-Weiß-Film zeigt sein Einsiedlerdasein inmitten der atemberaubenden Natur, wobei der Regisseur Ben Rivers, der auch bildender Künstler ist, bewusst auf Dialoge und einen Kommentar verzichtet. Er setzt allein auf die Kraft der Bilder, deren Wirkung durch die Geräusche - das Knistern des Feuers, den Gesang der Vögel, das Grollen des aufziehenden Gewitters - und die Filmmusik - noch gesteigert wird. Ben Rivers hat für diesen Film mit einer alten Bolex auf abgelaufenen Filmrollen gedreht, entsprechend grobkörnig und unperfekt ist das Filmmaterial. Am Ende wurde der Film jedoch auf 35mm aufgeblasen und präsentiert sich in edlem Cinemascope. "Zwei Jahre auf See" ist ein sehr plastischer Film, mit starken cinematographischen Einstellungen, die teils wie Stillleben erscheinen. Details wird hier viel Raum und Zeit gegeben, Ben Rivers spielt mit langsamen und schnellen Szenen, die diesem Film ohne Worte einen fast hypnotischen Charakter geben. Besonders stark sind jene Momente, in denen sich Jake vollkommen als freier Mensch fühlt: seine Spaziergänge im nebligen Wald, seine Schäferstündchen am Ufer eines Sees, treibend auf dem aus Brettern und leeren Kanistern selbstgefertigten Floß. In einer langen Einstellung verweilt die Kamera am Schluss auf dem Gesicht des Einsiedlers, das ein Inbegriff von Gelassenheit und Glück ist. Ein kunstvoller Dokumentarfilm, der davon erzählt, wie sich ein Mensch der Zeit und der Natur unterwirft. Gerade dadurch ist er auch als Hommage an die Freiheit des Menschen zu verstehen.
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"Zwei Jahre auf See" erhielt 2011 auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den FIPRESCI-Kritikerpreis.
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Cast & Crew
- Drehbuch: Ben Rivers
- Ton: Kevin Pyn, Chuli Shewing