Originalpremiere: 2004
Zusammen mit dem Hollywood-Drehbuchautor Zak Penn möchte der deutschstämmige Filmemacher Werner Herzog den Film "Enigma of Loch Ness" realisieren, in dem die gesellschaftliche Bedeutung des sagenumwobenen schottischen Ungeheuers reflektiert werden soll. In Begleitung eines erfahrenen Kamerateams machen sich Herzog und Penn auf den Weg von Kalifornien nach Europa. Doch schon bald kommt es zu gravierenden Differenzen zwischen dem Hollywood-Schreiberling, der sich erstmals als Produzent betätigt, und dem Autorenfilmemacher für Extremsituationen. Ein Bootsunglück besiegelt schließlich die Pechsträhne des Unternehmens in einem vorzeitigen Ende. Der geplante Film ist zu diesem Zeitpunkt unrealisiert geblieben. Doch glücklicherweise begleitete ein zweites Making-of-Team die Produktion. "Zwischenfall am Loch Ness" zeigt die Aufnahmen dieser Begleit-Crew und Fragmente des unvollendeten "Enigma of Loch Ness", ergänzt um Interviews der Beteiligten. Eine unterhaltsame Chronik des Scheiterns, irgendwo zwischen pseudowahrhaftigem Dokumentarfilm und inszenierter (Selbst-)Parodie.
(arte)
Werner Herzog ist alles andere als gewöhnlich. Um seine eigenwillige Art des Filmemachens ranken sich Mythen und Anekdoten. Nicht erst und nicht zuletzt seit dem Film "Fitzcarraldo", für dessen Produktion er Anfang der 1980er Jahre ein ganzes Schiff über Dschungelberge ziehen ließ, gilt er als Exzentriker ohne Furcht vor dem Wahnsinn und mit einem Faible fürs Mystische. Gerne bereicherte er die cineastische Mythenbildung um seine Person und die spektakulären Produktionsumstände zu einigen seiner bekanntesten Filme - selbst durch Arbeiten wie "Mein liebster Feind" (1999) - eine einseitige, gekonnt stilisierte Dokumentation über das problematische Arbeitsverhältnis zu Klaus Kinski, Hauptdarsteller mehrerer Herzog-Filme. Da fällt auch "Zwischenfall am Loch Ness" wenig aus dem Rahmen, jenes absichtsvoll rätselhafte Filmwerk über eine zum Scheitern verurteilte romantische Spurensuche, das sowohl Parallelen zu Terry Gilliams "Lost in La Mancha" von 2002 als auch zum Überraschungshit "Blair Witch Project" (Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez) und dessen Nachahmern ziehen lässt. Wie die Macher der raffinierten Horrorfilm-Variation von 1998 betreiben Herzog und Penn sechs Jahre später genüsslich ein ähnliches Spiel um Sein und Schein. Denn eines ist letztlich klar: "Zwischenfall am Loch Ness" ist sowohl Fake als auch Mockumentary. Oder etwa doch nicht? Auf jeden Fall ein äußerst unterhaltsamer, spannender Film, in dem Werner Herzog eine respektable schauspielerische Leistung zeigt, sich selbst auf die Schippe nimmt und doch auch wieder die Mythen und Anekdoten um seine Person nährt. Mehr Informationen zu den Filmen und zu Werner Herzog kurz vor der Ausstrahlung auf: www.arte.tv/werner-herzog.
(ProSieben Fun)