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TV-Kritik/Review: "Wilderness": Wie gut ist der neue Thriller mit Jenna Coleman?
(14.09.2023)

Betrug, Rache, Mord - Amazon Primes neuste Thriller-Serie
Es geht doch immer um Macht, Sex oder Gewalt - die berühmtesten Geschichten leben von einem Mix aus allen drei. Tatsächlich gibt es eine vierte, geheime (Erfolgs)-Zutat: Rache. Jeder, wirklich jeder, kennt das Gefühl, sich nur einmal rächen zu wollen, nur einmal dem Gegenüber denselben Schmerz spüren zu lassen. Es gibt kaum etwas Kathartisches, als fiktive Figuren dabei zuzusehen, wie sie diesen verbotenen Wunsch ausleben. Womöglich ist das auch einer der Gründe, wieso Taylor Swifts Rachesong "Look What You Made Me Do" wochenlang Top-Plätze in den Charts belegte. Und wieso genau dieser Song als Trailer- und Vorspannlied für das Thriller-Drama "Wilderness" ausgewählt wurde.
Klingt vielversprechend? So auch die Handlungsbeschreibung: Nachdem Liv (Jenna Coleman) von der Affäre ihres Ehemanns Will (Oliver Jackson-Cohen) erfährt, lädt er sie auf einen Roadtrip durch Amerikas beeindruckendste Nationalparks ein. Allerdings wird aus der "Reise ihres Lebens" schnell ein wahrgewordener Albtraum. Passenderweise trägt der Roman, auf dem die Serie beruht, in der deutschen Übersetzung den UntertitelNicht die Wildnis wird dich töten.

Sondern ein Auto. Ein Raftingunfall. Ein Bär. Ein Steinschlag. Oder gar ein einfacher Schubser in den Grand Canyon. Alles Möglichkeiten, die die Protagonistin Liv in Betracht zieht, wenn sie über den Tod ihres Mannes fantasiert. Gespielt von Jenna Coleman präsentiert sich Liv als eine rätselhafte Figur, hinter deren Fassade man selbst als Zuschauer nie gänzlich blicken kann. Diese Unberechenbarkeit macht ihre Sehnsucht nach Rache umso spannender - zumindest in der Theorie. Denn in der Umsetzung bleibt das Versprechen, das die Serie in Trailer und Handlungsausblick macht, vorerst auf der Strecke.
Liv erfüllt jedes Klischee der betrogenen Ehefrau: Für die Karriere ihres Mannes hat sie ihren Job als Journalistin in einer Kleinstadt aufgegeben und ist mit ihm nach New York gezogen. Immer wieder äußern sich andere Figuren mehr oder weniger abfällig über ihre "Aufopferung" und ihre Wandlung zur Hausfrau. Dies scheint sie zunächst allerdings gar nicht zu sein, da sie sie an ihrem Roman schreibt. Doch spätestens als sie aufspringt, um das Weihnachtsessen vorzubereiten, weil Will früher von seiner Geschäftsreise zurückkehrt, müsste allen klar sein, dass sie sich selbst nur etwas vormacht.
Die Klischeeparade geht weiter, als Liv durch eine SMS von der Affäre ihres Mannes erfährt. Überboten wird dies von Wills erbärmlicher Ausrede, es sei nur eine Nacht
gewesen - was Liv natürlich glaubt. Auch die Figur Will entspricht dem absoluten Stereotyp des egozentrischen, ewigen Lügners und hält - im Gegensatz zu Liv - keinerlei Überraschungen bereit: Jeder Satz, jede Handlung von Will ist absolut vorhersehbar, während Liv mit ihrer Unentschlossenheit, hin- und hergerissen zwischen ihrem Schmerz und ihrer Liebe, eindeutig mehr Spekulation bereithält. In vielen Momenten überzeugt Livs Figur durch ihre Cleverness - zum Beispiel, wenn ihr bewusst wird, wie perfekt ein Roadtrip sich dafür eignet, einen Mord als Unfalltod zu inszenieren. Gleichzeitig enttäuscht sie jedoch durch ihre Naivität, als ob sie keine andere Wahl hätte, als verheiratet zu bleiben, um glücklich zu sein.

In Anbetracht ihrer Familiengeschichte ist das wohl verständlich: Livs Mutter ist nie über die Trennung von ihrem ebenso fremdgehenden Vater hinweggekommen. So eröffnet sich im Laufe der Auftaktepisode die Frage, ob es sich bei "Wilderness" tatsächlich um eine Geschichte über Rache handelt - und nicht eher über Befreiung. Denn statt Will für seinen Betrug "bestrafen" zu wollen, nennt Liv im Over-Voice einen anderen Grund für ihr Vorhaben: reiner Selbstzweck. Wenn er nicht mehr am Leben ist, muss sie auch keine Angst haben, genau wie ihre Mutter zu werden und die Trennung nie zu verkraften - zwei Fliegen mit einer Klappe also.
Eine interessante Interpretation des Rachemotivs, aber damit leider auch das einzig Originelle, was "Wilderness" zu bieten hat - zumindest in den ersten beiden Folgen. Dabei präsentiert sich die zweite Episode deutlich stärker als die erste, in der der Zuschauer hauptsächlich mit Hintergrundinformationen gefüttert wird. Schade, denn gerade der Pilot entscheidet doch maßgeblich darüber, ob man der Serie eine Chance gibt oder nicht.
Die zweite Folge tritt von der Grundspannung etwas prickelnder auf, da das Ehepaar auf ein anderes Pärchen, und dabei ausgerechnet auf Wills Affäre, trifft. Die Atmosphäre ist so unangenehm, so heikel, als ob man selbst neben den Figuren stehen würde - ein gelungener Effekt, jedoch fragwürdig, ob das auf Dauer unterhaltsam ist. Zumindest erfüllt die zweite Folge die durch den Titel gesetzte Prämisse der "Wildnis" und präsentiert deutlich mehr Naturlandschaften als zuvor.

Leider häufen sich jedoch die Klischees weiter an - von Livs Versuch, sich mit Wills Affäre messen zu wollen, bis hin zur stereotypischen Other Woman
: die langbeinige, "heiße" Blondine, gespielt von Ashley Benson (
Somit hält "Wilderness" zumindest in den ersten zwei Folgen wenig Überraschungen bereit. Wer auf schöne Panoramen und Naturaufnahmen hofft, wird trotz des Titels leider auch nicht wirklich bedient. Schauspielerisch sticht Jenna Coleman eindeutig hervor und ist damit das Einzige, was die ersten zwei Episoden sehenswert macht. Thrillerfans, die anhaltende Spannung mögen, werden von dem Versprechen der Handlung wohl eher enttäuscht sein. Wer es dafür langsam, still und äußerst dramatisch mag, könnte womöglich Gefallen an der Miniserie finden. Dennoch ist "Wilderness" aufgrund ihrer mangelnden Originalität keine Serie, die unbedingt in Erinnerung bleibt - oder das häufig übersehene, aber höchst emotionale Rachegenre neu erfinden wird.
Dieser Text basiert auf den ersten beiden Episoden der Miniserie "Wilderness".
Am 15. September feiert "Wilderness" auf der Streamingplattform Amazon Prime Video weltweit Premiere. Die Staffel umfasst sechs Folgen. Regie führte die koreanische Indie-Regisseurin So Yong Kim (Filme: "In Between Days", "Lovesong"; Serien:
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