Bomben-Fake im tschechischen TV

Der Künstlergruppe "Ztohoven" hat sich Sonntag früh in eine Kameraleitung des tschechischen Wetterpanoramas gehackt. Im öffentlich rechtlichen Sender CT2 war sodann ca. 30 Sekunden lang die simulierte Detonation einer Atombombe im Riesengebirge zu sehen. Česká Televize hat Anzeige erstattet.

CT2 zeigt - vergleichbar dem Wetterpanorama auf BR oder 3sat - jeden Morgen Bilder von touristischen Ausflugsgebieten des Landes, die live von einer fest installierte Kamera aufgenommen werden. Computerexperten der Künstlerinitiative hatten sich in die Kamera im ostböhmischen Riesengebirge gehackt, Bilder eines gefakten Atombpilzes eingespeist sowie ihre eigene Internetadresse eingeblendet. Die Zuschauer vor dem Fernseher (durchschnittlich verfolgen 50.000 das tschechische "Panorama") seien schockiert gewesen. "Ztohoven" drohe ein Jahr Gefängnis, sagte Česká Televize-Sprecher Martin Krafl.

Die Künstlergruppe hatte im Jahr in der Prager U-Bahn 800 Werbeplakate mit weißen Postern überklebt, auf denen ein großes schwarzes Fragezeichen und ein Hinweis auf ihre Homepage zu sehen war. Die Aktion sollte darauf aufmerksam machen, wie Werbung die Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle der Menschen missbrauche. Im April 2007 hatte Roman Tyc, ein Mitglied der Gruppe, in Prag dutzende brave Ampelmännchen (vor den Augen nichts ahnender Polizisten) durch liegende, pinkelnde und trinkende Fantasiefiguren ausgetauscht. Die Aktion sollte Menschen bewegen, ihre "ebenfalls starren Positionen" zu verlassen.

Die Atombombe im Wetterpanorama ist, so darf vermutet werden, eine künstlerische Reaktion auf den Plan der US-Regierung, zum Schutz vor Angriffen aus "Schurkenstaaten" zehn Abfangraketen in Polen zu stationieren und Radaranlagen in Tschechien aufbauen.