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TV-Kritik/Review: True Detective
(10.02.2014)
Im Jahr 2012 werden zwei ehemalige Detectives der Louisiana State Police getrennt voneinander in die Mordkommission bestellt. Sie sollen erzählen, wie sie 17 Jahre zuvor gemeinsam im aufsehenerregenden Fall eines Ritualmordes ermittelt haben. Denn obwohl sie den mutmaßlichen Täter damals gefasst haben, gab es jetzt einen neuen Mord nach dem gleichen Tatmuster. Während der Einheimische Martin Hart ein gesetzter, gesellschaftlich gut integrierter Südstaatler ist, macht sein Ex-Partner, der gebürtige Texaner Rustin 'Rust' Cohle, einen desolaten Eindruck: Er wirkt verwahrlost, scheint alle sozialen Bezüge hinter sich gelassen zu haben und ist nur bereit auszusagen, wenn er mittags das erste Sixpack bekommt. In langen Rückblenden entfaltet sich die Haupthandlung, die 1995 angesiedelt ist.
Auch damals, zu Beginn ihrer Partnerschaft, waren die beiden Ermittler schon höchst unterschiedlich: Hart ist bodenständig, etwas simpel gestrickt und Christ, Cohle hingegen ein verschlossener Grübler mit misanthropischem Weltbild, der anscheinend nie über den Tod seiner Tochter hinweggekommen ist. Gemeinsam begeben sich die ungleichen Kollegen auf die Suche nach dem Mörder, der sein Opfer, eine junge Prostituierte, nackt, in kniender Stellung und mit einem seltsamen, geweihähnlichen Kopfschmuck vor einem Baum drapiert hat. Cohle ist schnell überzeugt, dass es sich um einen Serienkiller handeln muss. Trotz seiner Unzugänglichkeit entpuppt sich Cohle als brillanter Ermittler. Schon bald stoßen die beiden Detectives auf weitere Fälle auf ungeklärte Weise gestorbener oder schlicht verschwundener Mädchen und junger Frauen. Und irgendwie führen alle Spuren immer wieder zu religiösen Einrichtungen wie Kirchen und einer christlichen Schule.
Dagegen wirkt Woody Harrelson schauspielerisch deutlich eingeschränkter. Mit ständig gleichem verbissenen Gesichtsausdruck und breitestem Südstaatenakzent legt er den Redneck-Typen Hart fast schon parodistisch an. Aus den Gegensätzen zwischen den beiden Hauptfiguren bezieht die Serie einen Großteil ihres Reizes. Von den übrigen Figuren bekommt lediglich Harts Ehefrau Maggie (Michelle Monaghan) größeren Raum. Daran, wie Martin mit ihr und seiner heimlichen Geliebten umgeht, zeigt sich in der dritten Folge, dass zwischen dem öffentlichen Bild, das er von sich zu vermitteln versucht, und seinem wahren Charakter, Welten liegen. Psychisch scheint er nicht weniger Probleme zu haben als sein gleich auf den ersten Blick irre wirkender Partner, bloß dass der sich und der Welt seine Schwächen offen eingesteht.
Für die eigentliche Krimihandlung interessieren sich Serienschöpfer Nic Pizzolatto, der alle Folgen selbst geschrieben hat, und sein Regisseur Cary Joji Fukunaga bislang wenig. Neben dem Charakterdrama steht vielmehr die unwirkliche Atmosphäre des südlichen Louisiana im Fokus, wo die Zeit still zu stehen scheint. Untermalt von den langsamen Gitarrenklängen T Bone Burnetts beobachten wir die Einwohner bei ihrem einfachen Alltag zwischen Kirche und Bar und begleiten die beiden Cops immer wieder auf langen Autofahrten übers Land. Die verlassenen Gebäude und leeren Plätze, die sie dabei passieren, bringen wohl nicht nur Cohle auf den Gedanken, es handele sich mehr um die Erinnerung an eine Stadt als an eine tatsächlich lebendige Gemeinde - eine Erinnerung, die zudem langsam verblasse.
Der inhaltliche Ansatz von "True Detective" lässt an skandinavische Krimiserien wie
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden von "True Detective".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: HBO
Über den Autor
Leserkommentare
User 92483 schrieb am 26.06.2014, 12.08 Uhr:
Naja... Bewertungen sind immer eine schwierige Sache, aber wer diese vielschichtige und atmosphärisch dichten Serie schlechter als den völlig indiskutablen "Ray Donovan" (4 Sterne) einschätzt und auf das selbe Niveau wie "Grimm" herunterzieht, den kann ich nicht ernst nehmen.
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