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Wien wächst. Bald sollen in der Bundeshauptstadt zwei Millionen Menschen leben. Die Nachfrage nach Wohnraum steigt - und die Preise für Eigentumswohnungen explodieren. Sie sind seit 2010 um über 71,8% gestiegen, sagt die Statistik Austria. "Wer Geld hat, investiert heute in das so genannte Betongold, statt in den unsicheren Finanzmarkt. Das ist eine Folge der Wirtschaftskrise", sagt Immobilienexpertin Sandra Bauernfeind. Das treibe die Preise in die Höhe. Findige Geschäftsleute wittern satte Gewinne. Man braucht nur alte Zinshäuser niederreißen und teure Eigentumswohnungen an ihre Stelle bauen. Einziger Stolperstein sind oftmals alteingesessene Mieter. Die wollen ihre leistbaren Mietwohnungen nicht so einfach räumen. Denn auch die Mieten am privaten Wohnungsmarkt haben in den vergangenen Jahren ordentlich angezogen. "Ich klammere mich an diese Wohnung, weil ich mir eine andere als Alleinverdienerin einfach nicht leisten kann", klagt eine Mieterin im dritten Wiener Bezirk. Sie hat noch einen "alten" Mietvertrag zu günstigen Konditionen. Jetzt hat sie Angst ihre Wohnung zu verlieren. Denn der neue Eigentümer hat große Pläne mit dem Haus, in dem nur mehr wenige Mieter wohnen. Es soll generalsaniert und in Form von Luxuswohnungen in kleinen Einheiten verkauft werden. Ähnlich ein Zinshaus im vierzehnten Wiener Bezirk. Hier ist die Situation besonders prekär. Die Eigentümer haben lange nichts mehr investiert, das Gebäude ist in einem katastrophalen Zustand. Schimmel an den Wänden, Wasserschäden und hausfremde Personen, die sich im Keller einquartiert haben machen den Mietern das Leben beinahe unerträglich. Ronald Schlesinger von der Mieterhilfe Wien meint, der Verfall des Hauses sei Strategie: "Es handelt sich dort um einen typischen Fall von so genannter Absiedelungsspekulation." Das sei ein häufiges Geschäftsmodell in Wien. Schlesinger: "Man versucht Mieter aus einem alten Zinshaus zu vertreiben, das Haus abzureißen und anschließend teure Eigentumswohnungen zu errichten." Im Wahlkampf ist das Thema erst seit kurzem präsent. Bisher waren es eher kleine Initiativen, die protestierten. "Keine Profite mit der Miete - keine Millionen mit dem Wohnen", stand auf den Transparenten der Aktivisten und Betroffenen, die Schauplatz-Reporterin Kim Kadlec seit dem Frühling begleitet hat. Ihre heutige Reportage zeigt, wie sogenannte "Immobilienentwickler" agieren und wie billiger Wohnraum nach und nach verschwindet.
(ORF)