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Psychische Gewalt ist grausam. Obwohl sie unsichtbar scheint und im Verborgenen wirkt, kann sie mehr verletzen als körperliche Gewalt. Gerade das macht sie so gefährlich. Gert Scobel spricht mit seinen Gästen über "Schwarze Pädagogik", die Neurobiologie psychischer Schmerzen, die Ursachen von psychischer Gewalt und Menschenfeindlichkeit, ihre traumatischen Folgen und darüber, wie man sich dagegen schützen kann. Psychische Gewalt ist schwer zu erkennen, noch schwerer nachzuweisen und damit kaum justiziabel. Seelische Grausamkeit ist Alltag: In Familien, Schulen, am Arbeitsplatz, im Altenheim, auf der Straße oder im Internet. Oft nimmt psychische Gewalt ihren Anfang in der Familie, im Beziehungsgeflecht zwischen Eltern und Kindern. "(E)motionaler Missbrauch (ist) möglicherweise die am weitesten verbreitete und zugleich vielleicht die zerstörerischste Form der Misshandlung", heißt es im jüngst erschienen Buch "Bindung und emotionale Gewalt" des Kinderpsychiaters Karl Heinz Brisch. Gerade weil sie im Verborgenen wirkt, ist eine der wichtigsten Fragen, woran man psychische Gewalt erkennen kann. Wo fängt sie an, wie entsteht sie, und was bewirkt sie? Im Gehirn sind emotionaler und körperlicher Schmerz eng verknüpft. Diesen Mechanismus hat die amerikanische Hirnforscherin Naomi Eisenberger entdeckt. Eine mögliche neurobiologische Folge von psychischer Gewalt sind Stressreaktionen, die sich dauerhaft im Emotionssystem und auch neuronal manifestieren können und zu Veränderungen im Gehirn und damit auch im Verhalten führen. Die folgenden Gäste begrüßt Gert Scobel in seiner Sendung: Karl-Heinz Brisch ist Leiter der Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie am Dr. von Haunersches Kinderspital der Uniklinik München. Ein Forschungsschwerpunkt sind die Entstehung von Bindungsprozessen und ihre Störungen in der frühen Kindheit. 2017 gab er bei Klett-Cotta das Buch "Bindung und emotionale Gewalt" heraus. Sabine Andresen ist Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Kindheits- und Familienforschung, Child-Well-Being, Vulnerabilität in der Kindheit und Forschungen zu sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend. Sabine Andresen ist Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes Bundesverband e. V. Andreas Zick ist Sozialpsychologe und leitet das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld. Derzeit beschäftigt er sich u.a. mit unterschiedlichen Formen extremistischer Gewalt, der Radikalisierung zur Gewalt, sowie Gewalt gegen Rettungskräfte, Polizeien, aber auch Demonstranten - und mit Gewaltprävention.
(3sat)
Länge: ca. 60 min.