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Surfpunkige Rock-'n'-Roll-Nummern von Chuckamuck wie "Ostsee", "Hitchhike" oder die Single "20 000 Meilen" vom selbst betitelten dritten Album sind Kleinode des deutschen Lo-Fi-Indie. Seit die Berliner Indie-Chanson-Kapelle 2011 mit ihrem Debütalbum "Wild for Adventure" auf dem Traditionslabel Staatsakt landete, beglücken die Jungs um Sänger Oska Wald die Popwelt mit herrlich verhuschtem, eigenbrötlerischem Chaoten-Pop. Die mit rauer Stimme elegant nuschelnd vorgetragenen Alltagsbeobachtungen und Liebesgeständnisse sowie die typischen Schrammel-Gitarren-Arrangements schunkeln euphorisch vor sich hin, wie man es von den großen Black Lips oder Demon's Claws kennt. Als zukünftiger Popstar wird Charlotte Brimner bereits gefeiert. Und das zu Recht: Seit sie 16 Jahre alt ist, schraubt die Sängerin unter dem Pseudonym "Be Charlotte" an ihrer Musikkarriere. Inzwischen hat Be Charlotte denselben Agenten wie Robbie Williams und Elton John - und spielt Konzerte von ihrer Heimatstadt Dundee bis hin zu Tourneen in Südostasien. 15 Länder in acht Monaten hat Be Charlotte bereist. Sie war beim "South By Southwest"-Festival in Austin und beim berühmten Golfturnier "Solheim Cup" in Iowa, bei dem sie in 350 Millionen Haushalte weltweit live übertragen wurde. Dabei stand das Debütalbum von Be Charlotte erst 2018 an. Wenig überraschend bei diesen Songs: Hits wie "Machines That Breathe" sind beinahe unverschämt eingängig, ohne jemals anbiedernd zu sein. Aber auch sperrigere Tracks wie "One Drop" erzeugen eine Spannung, die beinahe hypnotisierend wirkt. Be Charlotte ist der nächste Beweis, dass Schottland immer wieder großartige Musicacts hervorbringt. Von Franz Ferdinand über Biffy Clyro hin zu Paolo Nutini. Und jetzt eben Be Charlotte. Wenn der Begriff "Multitalent" bloß nicht so anstrengend häufig genutzt werden würde. Aber wie könnte man Robert Gwisdek alias "Käptn Peng" besser beschreiben? Käptn Peng ist nicht nur Musiker, sondern auch Buchautor und gleich mehrfach prämierter Schauspieler. Also gut: Das Multitalent Käptn Peng und seine Band "Die Tentakel von Delphi" sind so etwas wie die Könige des (Langzeit-) Studentenraps. Da hat jemand auf jeden Fall schon fünf bis zehn Philosophie-Hauptseminare hinter sich und einige Sommer in der Uni-Bibliothek verbracht. Heraus kommen pointierte, clevere und witzige Texte mit Hirnschraube. Damit bewegt sich Käptn Peng abseits aller Hipness- oder Zeitgeist-Diskussionen. Käptn Peng und die Tentakel von Delphi sind definitiv einer der obskursten und sehenswertesten Live-Acts im deutschen Hip-Hop. Da gibt es nicht nur den für Rap ziemlich untypischen Kontrabass zu hören, sondern auch einen Perkussionisten, der neben Trommeln auch Kuchenbleche, Koffer und alte Besen dabei hat.
(3sat)
Länge: ca. 60 min.