Abschied vom Frieden

Am 28.06.1914 fährt der Prager Zeitungsverleger Alexander Reither zurück in seine Heimatstadt. Dieser Sonntag ist ein Schicksalstag. Seine große Liebe Irene hat ihn verlassen und in Sarajewo ist auf den Kronprinzen geschossen worden. Alexander spürt, dass dieser Tag der Untergang eines Zeitalters und der Abschied vom Frieden ist. Alexander Reither, liberaler Zeitungsverleger in Prag hat bereits in der Neujahrsnacht 1913/1914 eine beklemmende Vorahnung. Er spürt die Anzeichen dafür, dass die glänzende Fassade der K.u.K.-Monarchie Risse bekommt. Mit der Familie kann er nicht reden, die ist mit sich beschäftigt. Schwester und Schwiegersohn sind im Standesdünkel gefangen. Der Sohn ist ein Träumer, Tochter und Schwiegertochter sind unglücklich in langweiligen Ehen. Lediglich die lebenslustige Enkelin Wally und ihre besonnenere Cousine Adrienne sind für den liberalen Zeitungsverleger eine wohltuende Gesellschaft. Wally gibt sich emanzipiert und sympathisiert offen mit den Anarchisten. Vielleicht auch deshalb nimmt Reither seine Enkelin mit in den berühmt-berüchtigten Salon einer Freundin, wo sich die Spitze der Aktivismus-Bewegung trifft. Wally begegnet hier dem serbischen Geschäftsmann Marko Gelusich und verliebt sich in ihn. Gelusichs Werben um Unterstützung der neuen politischen Bewegung lehnt Reither aus Überzeugung ab. Er vermag sich nicht aus seiner Welt zu lösen und flüchtet in die Liebe zu der jungen Irene von Claudi. Doch auch jetzt will sich nicht das erwünschte Gefühl der Zuversicht einstellen. Alexander Reither empfindet einen merkwürdigen Schwebezustand zwischen Abschied und Erwartung. Unterdessen hat sich auch Adrienne der neuen Bewegung angeschlossen. Doch im Gegensatz zu Wally sucht sie den Sinn und nicht das Abenteuer; sie schließt sich der proletarischen Bewegung an. Jung und unerfahren, werden die beiden jungen Frauen bald in den gewaltigen Strudel des epochalen Umbruchs hineingezogen. "Abschied vom Frieden" basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage von Franz Carl Weiskopf, Prager deutscher Herkunft. Episch erzählt, in optisch eindrucksvollen und opulenten Bildern, ohne Sentimentalität inszeniert, und mit einem eindrucksvollen Darstellerensemble besetzt, erzählt der Fernsehdreiteiler am Beispiel der Verleger-Familie Reither vom Untergang der Monarchie und des Liberalismus kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Alexander Reither: Horst Schulze Irene von Claudi: Angelica Domröse Wally Reither: Angelika Waller Adrienne Reither: Madeleine Lierck Prof. Dr. Friedrich Rankl: Norbert Christian/Erwin Geschonneck Ottilie Rankl: Jutta Hoffmann Max-Egon Reither: Ezard Haußmann Helene Reither: Irma Münch Karoline von Wrbata-Treuenfels: Erika Pelikowsky Marko Gelusich: Manfred Krug Leopold von Wrbata: Lutz Jahoda und andere (98 Min. - DEFA 75)