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Während in der Bundesrepublik überwiegend Juden aus den osteuropäischen Ländern gestrandet und geblieben waren, lebten in der DDR in erster Linie deutsche Juden, die als Kommunisten und Sozialisten das Land einst verlassen hatten und nach dem Krieg zurückgekehrt waren, um eine bessere, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Als überzeugte Kommunisten hatten sie sich zwar von ihrer jüdischen Vergangenheit losgesagt, dennoch erlebten sie ein einmaliges Schicksal. Diejenigen, die sich auch weiterhin als Juden in der DDR bekannten, waren eine winzige Minderheit, die anfänglich - ähnlich wie in der Bundesrepublik - gehätschelt, später dann, im Zuge der sowjetischen antizionistischen Propaganda gegen Israel nach dem 6-Tage-Krieg, schikaniert und bedrängt wurde. Als die DDR-Wirtschaft in den 80er Jahren allmählich zusammenbrach, versuchte Erich Honecker von den USA die Meistbegünstigungsklausel zu erhalten. Um diese zu bekommen, begann er Juden in den USA, in Israel, aber auch in der DDR zu hofieren. Das SED-Regime, das sich beharrlich geweigert hatte, Entschädigungszahlungen an die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung zu leisten, war überzeugt, dass der "Weg nach Washington über Jerusalem" führte. Erst nach den ersten freien Volkskammerwahlen bekannte sich die letzte DDR-Regierung zu ihrer historischen und politischen Verantwortung gegenüber den Juden.
(WDR)