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Von einem Moment auf den anderen ändert sich alles im Leben: Diagnose Alzheimer. Das Ich wird verschwinden, die Medizin hat dagegen keine Waffen, sie kann den Krankheitsverlauf verlangsamen, aber nicht wenden - am Ende bleibt nur die äußere Hülle der früheren Persönlichkeit. Die Angst vor dem Vergessen ist groß, für viele sind Alzheimer und Demenz ein Tabuthema. Der frühere Fußball-Manager Rudi Assauer macht in diesen Tagen seine Krankheit publik. Schon vor ihm sind zahlreiche Prominente oder deren Angehörige an die Öffentlichkeit gegangen, Tilmann Jens zum Beispiel. Er beschrieb in einem Buch "Demenz - Abschied von meinem Vater" den rasanten Krankheitsverlauf bei Walter Jens, einem der führenden Intellektuellen Nachkriegsdeutschlands. Die Familie sei sich "von Anfang an einig gewesen, die Krankheit nicht zu verstecken", begründete er diesen umstrittenen Schritt. Verstecken lassen sich Demenz und Alzheimer ohnehin nicht mehr: In Deutschland leben etwa 1,3 Millionen demente Menschen, fast zwei Drittel haben Alzheimer. Eine wirksame Therapie gegen die Erkrankung, die sich durch Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn zeigt, steht nach wie vor aus. Jedes Jahr werden bis zu 300.000 Demenz-Neuerkrankungen diagnostiziert, davon 120.000 Alzheimer-Fälle. Bis zum Jahr 2050 wird diese Zahl laut Vorausberechnungen der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft auf etwa 2,6 Millionen steigen. Die Belastungen, die durch Alzheimer und Demenz auf unsere immer älter werdende Gesellschaft zukommen, sind gigantisch. Doch noch immer wird das Thema verdrängt und vergessen, auch in der Politik. Pflegebedürftige haben keine Lobby und die Pflegenden viel zu wenig Unterstützung. Erika Weber kümmert sich seit Jahren selbst um ihren an Alzheimer erkrankten Mann und kämpft auf ihre Weise um Öffentlichkeit und Unterstützung. Sie freut sich nun über die Schützenhilfe: "Es ist ungeheuer wichtig für uns alle, dass prominente Demenz-Fälle wie Assauer und Familie Jens in die Öffentlichkeit gehen. Wir brauchen jede Unterstützung, damit endlich neue flexiblere Pflegemodelle für die Zukunft geschaffen werden." "Man will es nicht wahrhaben", schildert Rudi Assauer seine Situation. Gilt das auch für die ganze Gesellschaft und die verantwortliche Politik? Warum ist die Angst vorm Vergessen so groß? Wie geht es Menschen mit Alzheimer - wie den Angehörigen - was hilft? Braucht es mehr Anerkennung, mehr Aufklärung, oder - wie so oft im Gesundheitssystem - vor allem mehr Geld und mehr ausgebildete Pflegekräfte? Wie lässt sich verhindern, dass das Thema Alzheimer in Deutschland schon bald wieder vergessen wird? Darüber spricht Maybrit Illner mit ihren Gästen.
(ZDF)