Folgeninhalt
Nicht zuletzt der Amazon-Skandal zeigt es deutlich: Die schöne neue Arbeitswelt hat gravierende Schattenseiten. Immer flexibler, schneller und billiger sollen die Mitarbeiter der Konzerne sein - nicht nur in Leih- oder Zeitarbeitsfirmen. Wer nicht spurt, wird ausgetauscht. Dabei kommen immer mehr Menschen mit einem Job alleine nicht über die Runden. Schon im Jahr 2011 gab es gut 2,5 Millionen sogenannter Multijobber. Morgens Zeitung austragen, dann ins Callcenter und abends putzen gehen - der Feierabend findet nicht mehr statt, weil das Geld hinten und vorne nicht reicht. Aber auch wer eine gut bezahlte Stelle hat, ist vor Leistungsdruck nicht sicher. Rund um die Uhr erreichbar, egal ob per Handy oder Mail, wachsende Aufgabenbereiche und das ungute Gefühl vielleicht schlechter zu sein als der Kollege - all das macht Druck. Jeder zweite Erwerbstätige klagt über mehr Stress im Job, zeigt eine aktuelle Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Dieser Stressreport belegt die Entwicklung mit dramatischen Zahlen: Fast die Hälfte der Vollzeit-Arbeitnehmer arbeitet regelmäßig mehr als 40-Stunden pro Woche. 16 Prozent kommen sogar auf über 48 Stunden. Gut jeder zweite dieser besonders Eifrigen lässt sogar die Pause regelmäßig ausfallen. Kann das gut gehen? Zahlreiche Studien belegen, dass das Risiko, an chronischem Stress zu erkranken, unter solchen Arbeitsbedingungen stark ansteigt. Dauerhafte Überforderung macht krank. Immer mehr klagen über Rückenschmerzen, Kopfweh, Schlafstörungen oder "Burnout". Solche auch psychisch bedingten Beschwerden gibt es der Studie zufolge bei Akademikern wie bei Arbeitern. Bereits heute gehen 59 Millionen Krankentage im Jahr auf das Konto psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. Das ist ein Anstieg von 80 Prozent in den letzten15 Jahren. Sind wir ein Volk von Weicheiern geworden? Oder macht Arbeit heute kränker als früher? Könnte da die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich die Lösung sein? In einem offenen Brief forderten genau dies vor kurzem über 100 Wissenschaftler, Politiker, einzelne Gewerkschafter und Publizisten. Die Unterzeichner des Schreibens, darunter die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, glauben, dass sich so nicht nur die Arbeitsbelastung senken, sondern auch die Löhne steigern und die Massenarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen ließe. Kritiker waren sich schnell einig: Dies sei reine Utopie, unbezahlbar und schädlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Unter welchen Bedingungen arbeiten wir heute eigentlich? Was macht immer mehr Menschen krank? Welchen Wert hat Arbeit in der globalisierten Welt noch? Und welche Lösungen bieten Politik und Unternehmen Wählern und Arbeitnehmern an?
(ZDF)
Länge: ca. 60 min.