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Monatelang erwartete die Flüchtlinge in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft. Jetzt häufen sich Forderungen, die Grenzen zu schließen und Flüchtlinge massiv abzuschieben. Die Politik denkt sogar über Deportationen nach Afghanistan nach. Aus diesem Anlass wiederholt das NDR Fernsehen die preisgekrönte Dokumentation "45 Min Tod nach Abschiebung". Ein berührender Film, der am Beispiel eines jungen Flüchtlings zeigt, was Abschiebung bedeutet und was sie anrichten kann. Wadim K. ist in Deutschland aufgewachsen, zur Schule, zum Sport und in die Ministrantengruppe gegangen. Er sprach Deutsch, er hatte deutsche Freunde, er fühlte sich als Deutscher. Doch einen deutschen Pass hat Wadim nie bekommen, weil er mit seiner Familie 1992 als Flüchtling aus Lettland kam. Es folgten 13 Jahre in Hamburg, zwischen kurzfristigen Duldungen, Arbeitsverbot und Aufenthalt in Sammelunterkünften. 2005 versuchte die Ausländerbehörde, die Familie abzuschieben. Der nächtliche Einsatz endete im Desaster: Die Mutter schnitt sich die Pulsadern auf, der Vater landete in Untersuchungshaft. Wadim wurde mit 18 Jahren allein nach Lettland abgeschoben, in ein Land, an das er sich kaum erinnern konnte. Fünf Jahre später nahm er sich bei seinem letzten, illegalen Besuch in Hamburg das Leben. Drei Jahre nach dem Suizid haben die Filmemacher Carsten Rau und Hauke Wendler auch mit Wadims Bruder Georg K. drehen können und den Fall neu aufgerollt. Mit der Dokumentation "45 Min Tod nach Abschiebung" legen sie eine aktualisierte, vollständig überarbeitete TV-Fassung ihres mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilms "Wadim" vor. "45 Min Tod nach Abschiebung" zeigt eindringlich, wie Menschen kämpfen müssen, um in diesem Land einen Platz für sich zu finden. Dabei hinterfragt die Dokumentation auch das starre Gerüst von Aufenthaltsrecht und Bürokratie, in dem der Einzelne nichts zählt. Der Film stößt beim Zuschauer Gedanken an, die angesichts der Integrationsdebatte in Deutschland aktueller sind denn je: Wo gehört ein Mensch hin? Was ist Heimat? Und darf man sie jemandem per Gesetz wegnehmen?
(NDR)
Länge: ca. 45 min.