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TV-Kritik/Review: The Path
(18.04.2016)
Die Helfer nach dem Tornado gehören einer relativ unbedeutenden Sekte an, dem fiktiven Meyerist Movement. Die hat irgendwo im Bundesstaat New York auf einem Stück Land eine abgeschlossene Idylle verwirklicht, auf den ersten Blick ein Paradies auf Erden. Wenn Sarah Lane (Michelle Monaghan), eine der führenden Mitarbeiterinnen, morgens den Zaun zur Anlage hinter sich gelassen hat, fährt sie an Feldern vorbei, auf denen fröhliche Menschen arbeiten, an gut gelaunten Kindern und Glaubensbrüdern und -schwestern, die sie freundlich grüßen. Doch hinter der Fassade von Glück, Freundlichkeit und Seelenfrieden liegen dunklere Seiten dieser Religionsgemeinschaft verborgen, wie wir als Zuschauer erst langsam erfahren. Sarahs Ehemann Eddie (Aaron Paul) jedenfalls hat Zweifel bekommen, seit er von einem Erweckungsritual in Peru zurückgekehrt ist. Eine Aussteigerin hat Kontakt mit ihm aufgenommen, sie behauptet, die Sekte hätte ihren Mann umgebracht, nachdem der die Gruppe verlassen hat. Sarah verdächtigt Eddie hingegen, eine Geliebte zu haben und beginnt, ihn auszuspionieren. Um ihre Ehe zu retten, soll er sich einem sekteneigenen Ritual fügen, bei dem man 14 Tage in einem Raum festgehalten wird und sich strengen Befragungen stellen muss.
Hulu ist bislang, zumindest außerhalb der USA, mit seinen Eigenproduktionen noch nicht besonders aufgefallen. Das ändert sich jetzt langsam durch die Stephen-King-Adaption
Religion ist immer noch ein Thema, das in US-amerikanischen Fernsehserien eher selten in den Mittelpunkt gestellt wird. Hervorragend in ihrer Ambivalenz gelang das der in Deutschland leider weitgehend unbekannten HBO-Serie
Goldberg betreibt ihr Worldbuilding in den ersten Folgen langsam. Viele Zusammenhänge müssen sich die Zuschauer zunächst selbst erschließen. Da ist auf der einen Seite die Familie Lane, der in der Geschichte wie in der Religionsgemeinschaft eine Schlüsselrolle zukommt. Sie könnte man auf den ersten Blick für eine amerikanische Durchschnittsfamilie halten, mit einer kleinen Tochter und einem Sohn im Teenageralter, der auf eine normale High School geht. Aber der Alltag von Eltern und Kindern wird bestimmt durch die strengen Regeln ihrer Religion. So darf Sohn Hawk (Kyle Allen) eigentlich keine gleichaltrigen Mädchen besuchen und Fleisch essen ist ebenfalls tabu. In einen Gewissenskonflikt gerät der Heranwachsende, als seine Mitschülerin Ashley (Amy Forsyth) ihn um Hilfe bittet. Die hormonelle Verwirrung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Hin und hergerissen ist auch Familienvater Eddie. Einerseits weigert er sich noch, der unglaublich klingenden Anklage der Aussteigerin Alison (Sarah Jones) zu vertrauen, andererseits tun sich in seinem eigenen Glauben immer tiefere Risse auf. Ein Abfall von diesem würde aber auch das Ende seiner Ehe zu der überzeugten und in die Sekte hineingeborenen Sarah bedeuten.
Der zweite Ankerpunkt der Serie ist der von Dancy gespielte Cal Roberts, ein charismatischer Prediger und quasi der Interims-Prophet der Gemeinde. Der Gründer und eigentliche religiöse Führer der Meyeristen ist nämlich angeblich irgendwo in Peru damit beschäftigt, göttliche Botschaften zu entschlüsseln. Roberts ist die undurchschaubarste Figur im Ensemble. Ob er wirklich an das glaubt, was er verkündet, oder ob er hauptsächlich aus persönlichen Motiven handelt, bleibt noch unklar. Deutlich wird aber schon, dass er wenig Skrupel zu haben scheint, wenn es darum geht, das Anliegen seines Kults voranzutreiben. Und das lautet in erster Linie: neue Anhänger gewinnen, an Macht zunehmen. In der dritten Folge tritt dann erstmals 1980er-Jahre-Star Kathleen Turner ("Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten") als Roberts' Mutter auf und liefert erste Hinweise darauf, wie er zu demjenigen geworden ist, der er ist, was er zu kompensieren versucht. Dancy hat in dieser ambivalenten Rolle viel Gelegenheit zu glänzen und schöpft das auch voll aus.
Auch die anderen Darsteller können überzeugen, insbesondere Monaghan als Gläubige zwischen Überzeugung und Verletzlichkeit. Überzeugend ist auch die Inszenierung, die in den beiden Auftaktepisoden dem bisher als Regisseur von Independent-Filmen aufgefallenen Mike Cahill oblag. Er findet immer dann außergewöhnliche Bilder, wenn die Handlung es erfordert, die Wahrnehmung der Protagonisten den Bereich gewöhnlicher Alltagserfahrungen verlässt. Gleich zwei Mal betrifft das Eddie: In der Pilotfolge erleben wir durch seine Augen einen religiös motivierten Drogentrip, bei dem ihm plötzlich sein toter Bruder erscheint. Er führt ihn durch einen dunklen Gang unter dem Gebäude der Sekte in Peru in ein Zimmer, in dem wir die Wahrheit über den Zustand ihres Führers erfahren. Und gegen Ende der zweiten Episode löst die Kamera Raum und Zeit auf, wenn wir in einer einzigen Kreisbewegung Zeugen werden, wie Eddie während der 14-tägigen "Behandlung", eingesperrt in einem Zimmer, zunehmend den Verstand verliert.
Das Interesse ist geweckt, was es mit dieser Sekte wirklich auf sich hat, welchen Weg die verschiedenen Akteure einschlagen werden. Goldberg schildert ihre abgeschlossene Welt bislang angenehm zurückhaltend, nicht vordergründig ablehnend wie in einem Anti-Scientology-Film. Dass große Macht über andere Menschen auch ein großes Potential birgt, diese zu missbrauchen, wird trotzdem klar. Solange das hohe Niveau von Schauspiel, Drehbuch und Regie gehalten werden kann, wird man gerne zusehen wollen, wie stark das bei den Meyeristen geschieht.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "The Path".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Hulu
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