Nach zwölf Jahren Haft wegen Mordes wird der wortkarge Norweger Ulrik aus dem Gefängnis entlassen. Sein ehemaliger Bandenchef Jensen bringt Ulrik privat bei seiner rabiaten Schwester und beruflich bei einer Autowerkstatt unter. Dafür soll Ulrik den Verräter töten, der ihn damals in den Knast gebracht hatte. Der genügsame Ex-Knacki möchte jedoch seine kriminelle Vergangenheit am liebsten hinter sich lassen. Ulrik (Stellan Skarsgard) steht vor dem Gefängnistor. Es sind zwölf Jahre Knastaufenthalt wegen Mordes, die er hinter sich lässt. Er hatte den Liebhaber seiner Frau erschossen und war von dessen Bruder Kenny (Henrik Mestad) verpfiffen worden. Die Welt da draußen hat sich derweil verändert, wie der schweigsame Ex-Häftling bald feststellen muss. Und niemand wartet auf ihn. Nicht seine Exfrau, nicht sein inzwischen erwachsener Sohn, der mit Freundin und kleinem Kind in einem Mehrfamilienhaus lebt. Nur Rune Jensen (Bjorn Floberg), sein ehemaliger Bandenchef, empfängt ihn mit offenen Armen, gibt ihm eine karge Unterkunft im Keller seiner Schwester Karen Margrethe (Jorunn Kjellsby) und besorgt ihm den Job in einer Autowerkstatt. Völlig ausreichend für Ulrik, denn der hat längst damit aufgehört, hohe Erwartungen an das Leben zu stellen. Gleichmütig fügt er sich seinem Schicksal, den täglichen Mahlzeiten und damit verbundenen sexuellen Avancen der krankhaft eifersüchtigen - und nicht gerade erotisierenden - Karen Margrethe. Nur die Tatsache, dass ihn sein Sohn bei der eigenen Familie als Onkel vorstellt, wurmt den zurückgekehrten Vater sehr. Ulrik will seine gewalttätige Vergangenheit hinter sich lassen, ein besserer Mensch werden. Die ebenso scheue wie verbotene Affäre zur blonden Merete (Jannike Kruse), der Tochter seines neuen Chefs, gibt ihm Auftrieb. Doch Jensen drängt ihn dazu, sich an Kenny, dem Verräter von damals, zu rächen. Die Pistole für den Mord ist schon besorgt, das Fluchtauto steht bereit. Als Ulrik schließlich seinem potenziellen Opfer gegenübersteht, nehmen die Ereignisse eine folgenschwere Wendung. Man sagt den Skandinaviern einen Hang zur stoischen Gelassenheit nach. Ulrik, maulfauler Anti-Held im sechsten Spielfilm des norwegischen Regisseurs Hans Petter Moland, ist das beste Beispiel. Seine ungelenken Versuche, sich in einer emotional erkalteten Welt zu rehabilitieren, lassen dem Zuschauer einfach keine andere Wahl, als diesen Kerl sympathisch zu finden - auch wenn es sich um einen Gewaltverbrecher handelt. Eine Traumrolle für den schwedischen Schauspielstar Stellan Skarsgard, der seinem international etablierten Ruf eines großen Charakterdarstellers mühelos gerecht wird und hier zum dritten Mal mit Moland zusammenarbeitete. Bei den 60. Internationalen Filmfestspielen in Berlin eroberten diese nordischen Weltmänner dann auch die Herzen des Publikums. Man muss sie einfach mögen. Ulrik: Stellan Skarsgard Rune Jensen: Bjorn Floberg Rolf: Gard B. Eidsvold Karen Margrethe: Jorunn Kjellsby Geir: Jan Gunnar Roise Sven: Bjorn Sundquist Merete: Jannike Kruse Kristian: Jon Oigarden Wenche: Kjersti Holmen Silje: Julia Bache-Wiig Samen: Aksel Hennie Kenny: Henrik Mestad...
(MDR)
"Ein Mann von Welt" spielt mit einem in Kino und Literatur wohlbekannten Sujet: Mann kommt aus dem Gefängnis und will ein ehrliches Leben beginnen. Bei der Berlinale 2010 erhielt der Film zwar keinen Jurypreis, dafür aber den Leserpreis der "Berliner Morgenpost". Außerdem gewann er den Publikumspreis der 10. Filmkunstmesse Leipzig im Jahr 2010 und einige weiter internationale Auszeichnungen.
(WDR)
Weiterer Titel: Ein Mann von Welt
Länge: ca. 111 min.
Deutscher Kinostart: 09.12.2010
Original-Kinostart: 19.03.2010 (N)
Deutsche TV-Premiere: 04.08.2013 (Das Erste)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Hans Petter Moland
- Drehbuch: Kim Fupz Aakeson
- Produktion: Finn Gjerdrum, Stein B. Kvae, Per Henry Borch, Peter Bøe, Erik Poppe, Benedicte Aubert Ringnes
- Musik: Halfdan E
- Kamera: Philip Øgaard
- Schnitt: Jens Christian Fodstad
- Regieassistenz: Inga Lund Bjørnsen, Lisa Gjertsen, Pia Røen Nyhus
- Ton: Ingar Asdahl
- Spezialeffekte: Ola Bäccman