Ein Sprung ins Wasser, und das Licht der Nachmittagssonne bricht sich in den Wellen. Die Luft in der Lunge muss reichen, um am Meeresgrund die begehrten Abalone-Muscheln vom Felsen zu lösen. Seit 2000 Jahren tauchen die Ama-San - die "Frauen des Meeres" - in Japan nach Meeresfrüchten aller Art. Der Film begleitet den Alltag dreier Frauen verschiedenen Alters, die seit 30 Jahren vor einem kleinen Fischerdorf auf der Shima-Halbinsel im Meer tauchen. Matsumi, Mayumi und Masumi beten um Muscheln, Abalone und Seeigel - und um Schutz vor Unfällen. Sie sind Mütter oder Großmütter und leben in einem traditionellen Fischerdorf auf der japanischen Halbinsel Izu. Die drei Frauen üben einen Beruf aus, der sich über 2000 Jahre hinweg kaum verändert hat: Sie sind Ama-San. Zwar tauchen sie nicht mehr nackt wie einst ihre Großmütter, sondern in Neoprenanzügen - aber noch immer ohne Sauerstofftank, mit kunstvoll gewickelten Kopftüchern und mit extremer Ausdauer. Unter Wasser verwandeln sich ihre grazilen Körper zu Meeresjägerinnen. Die Ama-San gelten seit jeher als Vorreiterinnen für die Stellung der Frau in der japanischen Gesellschaft. Wenn die Männer für längere Zeit auf der Jagd oder zum Fischen auf See waren, mussten die Frauen anderweitig Nahrung finden, um ihre Familien versorgen zu können. Den Winter über arbeiteten sie auf den Feldern, doch sobald es wärmer wurde, kamen sie in Gruppen am Strand zusammen und sammelten Meeresfrüchte. Das Tauchen ermöglichte den Ama-San mehr Unabhängigkeit, und in vielen Familien wurden Frauen die einzigen Erwerbstätigen. Ein solches Phänomen ist in dem patriarchalischen und konservativen Japan einmalig. Die Ama-San leben seit jeher unabhängig innerhalb ihrer Gemeinschaften, deren schwesterliche Bande den Zusammenhalt gewähren. Trotz der Verantwortung für das Haupteinkommen, das sie in ihren Familien meist stellen, haben sie sich bis heute untereinander einen sehr respektvollen Umgang bewahrt. Aufgenommen zwischen der stillen Unterwasserwelt und dem ländlichen Leben an Land, ist dieser Dokumentarfilm von Cláudia Varejão ein einzigartiges Porträt dreier Bewahrerinnen einer Tradition, die seit Jahrtausenden gelebt wird.
(3sat)
Länge: ca. 100 min.
Deutscher Kinostart: 03.10.2019
Internationaler Kinostart: 26.01.2017 (P)
Deutsche TV-Premiere: 28.10.2019 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Cláudia Varejão
- Drehbuch: Cláudia Varejão
- Produktion: Hercli Bundi, Tiago Hespanha, Luisa Homem, João Matos, Susana Nobre, Leonor Noivo, Pedro Pinho
- Kamera: Cláudia Varejão
- Schnitt: João Braz, Cláudia Varejão